Militär umzingelt Demonstranten in Myanmar
Seit fünf Wochen protestieren die Menschen in Myanmar täglich gegen die Junta. Trotz Appellen und Sanktionen lässt das Militär nicht locker - und reagiert mit brutaler Härte.
Das Wichtigste in Kürze
- In Myanmar sind Sicherheitskräfte erneut mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen.
Besonders bedrohlich war die Situation im Stadtteil North Okkalapa in der grössten Stadt Yangon (früher: Rangun).
Dort kesselte das Militär Hunderte Teilnehmer einer Kundgebung zunächst ein und nahm anschliessend viele fest, wie Augenzeugen berichteten. Anwohner in dem Viertel versuchten, den Demonstranten zu helfen und Strassen zu blockieren, damit das Militär die Inhaftierten nicht abtransportieren konnte, wie das Online-Portal Myanmar Now schrieb.
«Als das Militär die Protestaktion gesehen hat, wurde Nachschub angefordert. Dann haben sie die Leute umzingelt», sagte ein Augenzeuge, der anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur. «Danach haben sie begonnen, die Demonstranten festzunehmen, hauptsächlich junge Menschen und Studenten.» Einige Anwohner seien bei ihren Versuchen, die Einsatzkräfte zurückzuhalten und den Demonstranten zu helfen, verletzt worden. «Myanmar Now» sprach von mindestens 200 Verhaftungen.
Die US-Botschaft in Yangon twitterte: «Es gibt Berichte, wonach unschuldige Studenten und Zivilisten in North Okkalapa von Sicherheitskräften umzingelt auch festgenommen wurden. Wir rufen die Sicherheitskräfte auf, sich aus der Region zurückzuziehen, die Festgenommenen freizulassen und die Leute sicher gehen zu lassen.»
Auch die Delegation der Europäischen Union in Myanmar äusserte sich mit Sorge: «Während der Einsatz von Gewalt in North Okkalapa und anderen Gemeinden in Yangon zunimmt, fordern wir die Sicherheitskräfte auf, allen zu ermöglichen, friedlich zu ihren Häusern zu gelangen.»
Seit dem Umsturz durch das Militär Anfang Februar kommt es immer wieder zu Massenprotesten. Die Demonstranten fordern die Freilassung der entmachteten und festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie die Wiedereinsetzung ihrer gewählten Regierung. Polizei und Militär gehen dabei mit zunehmender Brutalität vor. Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge wurden seit Beginn der Proteste mehr als 60 Menschen getötet. Annähernd 2000 wurden zumindest vorübergehend festgenommen.
Auch am Mittwoch gab es in vielen anderen Teilen des früheren Birma Kundgebungen, die teils brutal niedergeschlagen wurden. Über mögliche Todesopfer gab es zunächst keine Angaben. In der Stadt Myingyan wurden nach Informationen des Online-Portals Mizzima News mindestens zwei Menschen durch Gummigeschosse schwer verletzt. Zudem soll die Polizei Tränengas eingesetzt und Barrikaden zerstört haben.
«Ich appelliere an alle Menschen in Yangon, auf die Strassen zu gehen», sagte ein 24-jähriger Demonstrant, der anonym bleiben wollte. «Der Putsch ist im Begriff zu scheitern, und wir werden siegen.»
Die Sicherheitskräfte führten auch wieder Razzien durch, unter anderem in Unterkünften von Angestellten der Bahn. Viele Eisenbahner haben sich der Bewegung des zivilen Ungehorsams (CDM) angeschlossen, die die Proteste anführt. Deshalb sind sie besonders im Visier der Militärs. Es gab Festnahmen, viele Menschen seien auf der Flucht, berichteten Augenzeugen.