Netanjahus Anwalt will Beweisaufnahme um halbes Jahr hinauszögern

Ein Anwalt des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu will den Beginn der Beweisaufnahme im Korruptionsprozess um ein halbes Jahr hinauszögern.

Wegen der Corona-Krise wollen die Anwälte des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu die Beweisaufnahme im Korruptionsprozess gegen den den 70-Jährigen hinauszögern. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/EPA/ABIR SULTAN / POOL

Ein Anwalt des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu will den Beginn der Beweisaufnahme im Korruptionsprozess gegen den 70-Jährigen um ein halbes Jahr hinauszögern.

Während der Corona-Krise sei es unmöglich, Zeugen angemessen zu befragen, argumentierte Jossi Segev nach Medienberichten am Sonntag bei einer Sitzung des Jerusalemer Gerichts. Hinter einer Maske sei schwer festzustellen, ob ein Zeuge die Wahrheit sage oder nicht.

Die Vorsitzende Richterin Rivka Friedman-Feldman sagte dagegen, dies sei durchaus möglich. «Was schlagen Sie vor, dass wir das Gerichtssystem (wegen der Corona-Krise) schliessen?» Netanjahu selbst war bei der Sitzung nicht zugegen.

Der Anwalt sagte zudem, er habe nicht genug Zeit zur Vorbereitung gehabt. Sein Vorgänger Micha Fettman hatte das Mandat vor elf Tagen aus finanziellen Gründen niedergelegt. Ein Ausschuss des israelischen Staatskontrolleurs - vergleichbar mit Eidgenössischen Finanzkontrolle - hatte zuvor entschieden, dass Netanjahu sich Anwaltskosten in Höhe von zehn Millionen Schekel (über 2,7 Millionen Franken) nicht von einem befreundeten Geschäftsmann bezahlen lassen darf.

Micha Fettman hatte Netanjahu am ersten Prozesstag am 24. Mai vertreten. Der 70-jährige Netanjahu ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Der Ministerpräsident wird verdächtigt, als Kommunikationsminister dem Telekom-Riesen Bezeq Vergünstigungen gewährt zu haben. Im Gegenzug soll das zum Konzern gehörende Medium «Walla» positiv über Netanjahu berichtet haben.

Ausserdem wird Netanjahu verdächtigt, von befreundeten Milliardären Luxusgeschenke im Wert von rund 700'000 Schekel (191'000 Franken) angenommen zu haben - Schmuck, Zigarren und rosa Champagner. Zudem soll er dem kritischen Zeitungsverleger Arnon Moses angeboten haben, im Gegenzug für positive Berichterstattung dessen Konkurrenzblatt zu schwächen.

Netanjahu streitet alle Vorwürfe ab und wirft Polizei und Staatsanwaltschaft vor, sie hätten die Anklage gegen ihn «fabriziert».