Peru verschärft Einreisebestimmungen für Flüchtlinge aus Venezuela

Um die Einwanderung «besser zu organisieren und sicherer machen», wird in Peru die Vorlage eines Reisepasses von den Migranten aus Venezuela verlangt.

Eine Migrantin aus Venezuela hält ihren Pass in der Hand. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Samstag müssen die Migranten aus Venezuela in Peru einen Reisepass vorlegen.
  • Üblicherweise passieren die Grenze täglich 200 Menschen – seit Freitag sind es 2500.

Peru hat die Einreisebestimmungen für Flüchtlinge aus dem krisengeschüttelten Venezuela an seinen Grenzen verschärft. Seit Samstag um Mitternacht wird von ihnen die Vorlage eines Reisepasses verlangt, wie die peruanischen Behörden mitteilten. Ausgenommen sind nach Angaben der Regierung in Lima «aus humanitären Gründen» Schwangere, mehr als 70 Jahre alte Menschen und Minderjährige auf dem Wege der Familienzusammenführung.

Eingelassen werden auch Venezolaner ohne Pass, die einen Antrag auf Anerkennung als Flüchtling gestellt haben. Vor Inkrafttreten der neuen Regelung benötigten die Venezolaner, die zu tausenden an den Grenzübergängen im Norden Perus ausharren, lediglich einen Personalausweis. Nur etwa die Hälfte von ihnen verfügt über einen Reisepass. Das liegt nicht zuletzt an dem bürokratischen Aufwand, der in Venezuela erforderlich ist, um ein solches Dokument zu erhalten.

Zur besseren Organisation und Sicherheit

Der peruanische Aussenminister Néstor Popolizio erklärte, die strikteren Einreiseregelungen dienten nicht dazu, die Zahl der einreisenden Venezolaner zu verringern, sondern lediglich die Einwanderung «besser zu organisieren und sicherer machen».

«Zum Glück ist alles gut gegangen. Ich konnte einen Asylantrag stellen und einreisen», sagte die 19-jährige Alejandra Osta am Übergang Tumbes an der Grenze zu Ecuador. Am Samstag warteten dort hundert Venezolaner, um einen Asylantrag auszufüllen.

Üblicherweise passieren den Grenzübergang im Nordwesten Perus täglich 200 Menschen. Am Freitag stieg diese Zahl auf etwa 2500. Ebenso viele waren es am kleinen Grenzübergang Aguas Verdes – zehnmal so viele wie üblicherweise an einem Tag.

Viele Venezolaner legten mit kleinen Kindern und Gepäck zu Fuss 2000 Kilometer über Kolumbien und Ecuador bis zur peruanischen Grenze zurück. Andere kamen mit einem Bus oder im Auto. Einige von ihnen beschlossen aber schliesslich, in Ecuador zu bleiben. Die 36-jährige Lourdes Ruíz begründete ihre Entscheidung resigniert damit, dass in Peru niemand auf sie warte. Sie war einen Monat unterwegs – mit Lima als Endziel.

Stark wachsende Wirtschaft in Peru

Peru ist wegen seiner stark wachsenden Wirtschaft für die Flüchtlinge interessant. Die Regierung in Lima gibt die Zahl der Venezolaner im Land mit 400.000 an und erwartet, dass in den kommenden Wochen weitere 100.000 kommen. Für nicht wenige Venezolaner ist Peru die Durchgangsstation nach Chile oder Argentinien.

Immer mehr Menschen verlassen Venezuela, das infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise steckt. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen.

Nach UN-Angaben haben von den 2,3 Millionen im Ausland lebenden Venezolanern mehr als 1,6 Millionen ihre Heimat seit 2015 verlassen. Von ihnen suchten 90 Prozent Zuflucht in der Region. Alleine Kolumbien gibt an, 870.000 Venezolanern eine befristete Aufenthaltsgenehmigung erteilt zu haben.

Ecuador rief 13 lateinamerikanische Staaten auf, bei einem Treffen am 17. und 18. September über eine gemeinsame Strategie zu beraten. Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres will ein Team einsetzen, das eine koordinierte regionale Antwort erarbeiten soll.

Venezuelas linksnationalistische Regierung erklärte unterdessen, bei einer Umsetzung der Wirtschaftsreformen von Staatschef Nicolás Maduro würden die Flüchtlinge wieder zurückkehren. Der Vorsitzende der von Maduro zur Entmachtung des Parlaments eingesetzten verfassunggebenden Versammlung, Diosdado Cabello, sagte, die Bilder von den Flüchtlingen an der Grenze seien Teil einer «Kampagne» gegen Venezuela. «Die Rechte weiss genau, wie man solche Kampagnen in der Welt organisiert.»