Bergretter verzweifeln: Teenies stecken in Sneakers im Schnee

Bergretter in Salzburg (Ö) sind wegen vieler unbelehrbarer Wanderer am Verzweifeln. Jüngster Fall: Teenies wollten mit Sneakers einen Klettersteig bezwingen.

Turnschuh-Touristen blieben in der Nacht auf Montag auf einem österreichischen Berg stecken. - Bergrettung Salzburg

Das Wichtigste in Kürze

  • In Salzburg (Ö) hatten Bergretter am Sonntag alle Hände voll zu tun.
  • In einem Fall mussten drei Jugendliche in Turnschuhen von einem Berg gerettet werden.
  • Die Bergretter sind verzweifelt: «Man erreicht diese Leute nicht.»

Alleine am Sonntag mussten die Bergretter von Salzburg (Ö) gleich viermal wegen Touristen ausrücken, die die derzeitigen Verhältnisse unterschätzten. Besonders ärgerlich ist ein Fall von drei Jugendlichen (18 und 19) aus Belgien und Israel.

Sie wurden in der Nacht zum Montag vom Donnerkogel in Annaberg gerettet. Die Gruppe werden als «Turnschuh-Bergsteiger» bezeichnet. Sie seien weder gut ausgerüstet, noch ordentlich vorbereitet gewesen.

Umfrage

Wanderst du mit richtiger Ausrüstung?

Ja
91%
Nein
9%

Das Trio wollte demnach den Sonnenuntergang vom Berg aus sehen – doch die Sportler hätten sich überschätzt. Im Bericht der Bergrettung Salzberg heisst es unter anderem, dass sie bereits für den Aufstieg die «doppelte Zeit» benötigt hätten.

Durchnässt und müde seien sie am Ende des Klettersteiges festgesessen und alarmierten gegen 21.30 die Bergrettung Annaberg. Gegenüber der «Kronen Zeitung» erklärte Werner Quehenberger, Bezirksleiter im Tennengau: «Die drei Männer waren völlig erschöpft, unterkühlt und konnten nicht mehr alleine absteigen, auch nicht am Seil. Sie hatten auch nur leichte Schuhe an und der Schnee liegt teilweise noch hüfthoch.»

Die Jugendlichen unterschätzten die Bedingungen in alpiner Höhe. - Bergrettung Salzburg

14 Bergretter und Alpinpolizisten stiegen zu den Sneaker-Bergsteigern hoch. Sie brachten Kleidung, Tee und Ausrüstung. Zunächst war ungewiss, ob der Helikopter in der Dunkelheit starten könne – doch letztlich schaffte es die Crew des Rettungshelikopters C14 aus dem steirischen Nöblarn. Dank des Helikopters konnten die Jugendlichen spätabends sicher ins Tal zurückkehren.

«Ich erspare mir jeden Appell an die Vernunft. Offensichtlich erreichen wir damit nicht jene, die es so lernen könnten. Andere wissen ja, was es bedeutet, diesen Steig zu begehen», sagt Experte Quehenberger und fügt an, dass die «Naivität» solcher Bergsteiger die ehrenamtlich tätigen Bergretter schon fast zur «Resignation» bringe. «Man erreicht diese Leute nicht.«

Zu viele Fälle – nicht genügend Helikopter

Erst am Vortag mussten Bergretter in Hüttschlag (Bezirk St. Johann im Pongau) eine verirrte Familie retten. Die vier Linzer waren auf dem Weg zum 2144 Meter hohen Spielkogel, verloren jedoch wegen des vielen Schnees die Orientierung. Um 18 Uhr ging ein Notruf ein, doch die Verbindung brach ab.

Ein Jugendlicher aus der Familie konnte vom Polizeihelikopter lokalisiert und gerettet werden. Die restlichen drei Familienmitglieder mussten jedoch mehrere Stunden ausharren, da kein weiterer Heli verfügbar war. Erst gegen 1 Uhr gelang es einem Helikopter aus dem Tiroler Reutte, die Wanderer per Seilrettung zu bergen.

Am Sonntag standen in der Region Salzburg alle Helikopter im Einsatz. Deshalb mussten drei Familienmitglieder auf einem Berg ausharren und abwarten. - Bergrettung Salzburg

Mit ein Grund für den Heli-Mangel: Am Sonntag kam es im Innergebirg zu zwei weiteren Einsätzen, bei denen Helikopter zum Einsatz kamen. Eine 69-jährige Deutsche stürzte beim Wandern mit ihrem 18-jährigen Enkel im Hochkönig-Gebiet 15 Meter in einen Graben und verletzte sich.

Die Frau wurde ebenso vom Rettungsheli geborgen und ins Spital gebracht wie eine weitere deutsche Wanderin (63), die mit ihrem 73-jährigen Ehemann auf dem 2050 Meter hohen Hundstein wegen Schneefeldern nicht mehr weiterkam.