Bosnische Serben: Milorad Dodik stellt Völkermord erneut in Frage

Der Präsident der bosnischen Serben, Milorad Dodik, stellt den Genozid an muslimischen Bosniern in Srebrenica im Jahr 1995 erneut in Frage.

Massaker von Srebrenica: Menschen gehen zwischen den Grabsteinen der Gedenkstätte Potocari für den Genozid an 8000 muslimischen Bosniern in Srebrenica, rund 150 km nordöstlich von Sarajevo. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Führer der bosnischen Serben stellt erneut den Genozid an Muslimen in Frage.
  • Er bestreitet wichtige Punkte des Massakers an 8000 Männern und Jungen.

Die Zahl der Toten durch den Genozid an muslimischen Bosniern in Srebrenica im Jahr 1995 sei manipuliert worden, sagte Milorad Dodik, der Präsident der bosnischen Serben, heute Dienstag im Parlament der Republik Srpska, der serbischen Verwaltungseinheit in Bosnien-Herzegowina. Viele der Toten seien nicht während des Massakers, sondern im Kampf gestorben. Auch stünden Menschen auf der Liste der Opfer, obwohl sie noch am Leben seien.

Das Parlament war zusammengekommen, um über einen staatlichen Bericht aus dem Jahr 2004 zu Srebrenica zu diskutieren. Im ostbosnischen Srebrenica ermordeten bosnisch-serbische Truppen im Juli 1995 rund 8000 muslimische Männer und Jungen. 2007 verurteilte der Internationale Strafgerichtshof das Massaker als Völkermord durch die Serben.

«Keine Gerechtigkeit durch Den Haager Urteil»

Dodik zweifelt das Urteil an. «Es gibt keine Gerechtigkeit, wenn das Tribunal von Den Haag ein Urteil spricht», sagte er. Dodik hatte den Völkermord bereits zuvor infrage gestellt. Srebrenica sei eine «arrangierte Tragödie» gewesen, «mit dem Ziel, die Serben zu verteufeln».

Das multiethnische Bosnien-Herzegowina besteht aus zwei Teilstaaten: der Föderation Bosnien und Herzegowina sowie der Republika Srpska. Das Land gilt seit vielen Jahren als nahezu unregierbar, weil sich seine drei Völker (muslimische Bosnier, orthodoxe Serben, katholische Kroaten) nach Kräften streiten und blockieren. Alle vom Ausland angestossenen Reformversuche sind daran bisher gescheitert. Am 7. Oktober wird ein neues Parlament gewählt.