Bürgermeister Domenico Lucano festgenommen

Durch die Integration von Flüchtlingen wurde der Bürgermeister von Riace (I) bekannt. Nun wurde er wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung festgenommen.

Der Ex-Bürgermeister des italienischen Fischerdorfes Riace, Domenico Lucano, hält in der Semperoper den «Dresdner Friedenspreis 2017» in den Händen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Domenico Lucano, der Bürgermeister von Riace, wurde festgenommen.
  • Er soll unter anderem Scheinehen zu Migrantinnen arrangiert haben.
  • Bekannt war der Italiener für seine Arbeit in der Flüchtlingsintegration.

Durch die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen wurde der Bürgermeister des süditalienischen Riace bekannt – jetzt ist Domenico Lucano festgenommen worden. Wie die Staatsanwaltschaft im kalabrischen Locri heute Dienstag mitteilte, wurde Lucano wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und finanzieller Unregelmässigkeiten bei der Müllabfuhr unter Hausarrest gestellt.

Lucano wird unter anderem vorgeworfen, Scheinehen zwischen Bewohnern seines Dorfes und Migrantinnen arrangiert zu haben.

Die Staatsanwaltschaft beruft sich auf abgehörte Telefongespräche Lucanos. In einem Telefonat empfahl er demnach einer Nigerianerin eine Scheinehe, um an eine Aufenthaltsgenehmigung zu kommen.

Lucano hatte das 1800-Einwohner-Dorf Riace in den vergangenen Jahren zu einem Musterbeispiel für die Integration von Flüchtlingen gemacht. Er nahm dutzende Menschen etwa aus Afghanistan, Eritrea und dem Irak auf und quartierte sie in leerstehenden Häusern in dem von Landflucht betroffenen Dorf ein. Die Dorfschule wurde wieder geöffnet, von Flüchtlingen und Dorfbewohnern neu eröffnete Geschäfte und Ateliers zogen Touristen an.

Der drittbeste Bürgermeister weltweit

2010 kam Lucano bei der Wahl der besten Bürgermeister weltweit auf Platz drei, 2016 wurde er von der Zeitschrift «Fortune» in die Liste der 50 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgenommen. Der deutsche Regisseur Wim Wenders drehte einen Film über ihn, ein italienischer Fernsehfilm soll im Februar ausgestrahlt werden.

Seit dem Sommer regiert in Italien eine Regierung aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtsnationalistischen Lega. Vor allem Vizeregierungschef und Innenminister Matteo Salvini von der Lega-Partei verfolgt einen flüchtlingsfeindlichen Kurs. Er lässt zum Beispiel keine Schiffe von Hilfsorganisationen mehr in italienische Häfen.