Coronavirus: Diese Länder bekämpfen ebenfalls schwere Ausbrüche
Die Schweiz erlebt einen der schwersten Ausbrüche des Coronavirus in Europa. Belgien und Tschechien haben noch höhere Fallzahlen – ein Vergleich.
Das Wichtigste in Kürze
- Nur drei europäische Länder verzeichnen höhere Infektionsraten als die Schweiz.
- Belgien und Tschechien haben erneut Lockdown-Massnahmen beschlossen.
- Vergleicht man die Situation, dürften auch in der Schweiz weitere Massnahmen folgen.
Die 14-Tage-Inzidenz hat in der Schweiz die 1000-Marke geknackt: In den vergangenen zwei Wochen infizierten sich 1084 Personen pro 100'000 Einwohner mit dem Coronavirus. Damit gehört die Schweiz derzeit zu den europäischen Spitzenreitern.
Drei EU-Länder verzeichnen allerdings noch höhere Infektionsraten: Tschechien, Luxemburg und Belgien. Alle Länder haben zuletzt allerdings deutlich strengere Massnahmen beschlossen. Wo steht die Schweiz im Vergleich?
Tschechien: Unvorbereitet in die zweite Welle?
Tschechien verzeichnet derzeit mit einer Inzidenz von 1575 rund eineinhalb mal so viele Infektionen wie die Schweiz. Damit ist die Lage aktuell deutlich prekärer als in der ersten Welle: Als Mitte März der Lockdown beschlossen wurde, hatte sich das Virus noch wenig ausgebreitet – die erste Welle verlief glimpflich.
Seit dem Ende des Lockdowns war die tschechische Corona-Politik jedoch wenig erfolgreich: Bereits im August wurden mehr Neuinfektionen verzeichnet als im Frühling.
Vor zwei Wochen warnten die Behörden, dass bis zum 7. November das Gesundheitssystem kollabieren könnte. Inzwischen hat der Staat mit drastischen Massnahmen reagiert: Nicht-essentielle Geschäfte bleiben geschlossen. Die Menschen sind angehalten, ihre Wohnungen nur wenn nötig zu verlassen.
In den vergangenen Tagen sind die Neuinfektionen wieder etwas gesunken. Wie zu erwarten war, nehmen die Todesfälle jedoch noch zu: Gestern Montag wurden 225 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. In den vergangenen zwei Wochen starben 18,8 Personen pro 100'000 Einwohner – Höchstwert in Europa. In der Schweiz liegt der Wert noch bei 3,2.
Belgien: Schwerster Ausbruch Europas
Gemessen an der 14-Tage-Inzidenz hat Belgien den derzeit schwersten Ausbruch Europas: Das Land verzeichnet 1735 Fälle pro 100'000 Einwohner in zwei Wochen.
Bereits im Frühling war Belgien besonders schwer vom Coronavirus betroffen: Inzwischen verzeichnet das Land mit 11 Millionen Einwohnern 11'625 Tote – jeder tausendste Belgier starb an Covid-19. Damit liegt Belgien weltweit auf Platz 3: Nur im norditalienischen Kleinstaat San Marino und in Peru starb ein grösserer Bevölkerungsanteil.
Seit Anfang Oktober hat Belgien die Massnahmen schrittweise wieder deutlich verschärft. Seit dem 2. November bleiben erneut alle nicht-essentiellen Geschäfte geschlossen. Für zwischenmenschliche Kontakte gelten strenge Regeln.
Auch in Belgien geht die Zahl der Neuinfektionen seit wenigen Tagen zurück. Die Situation im Gesundheitssystem bleibt allerdings noch angespannt: In den Intensivstationen ist noch kein Rückgang an Patienten feststellbar: über 1100 Patienten mit Coronavirus müssen intensivbehandelt werden, wovon 632 auf Beatmungsgeräte angewiesen sind.
Coronavirus: Das kann die Schweiz von Tschechien und Belgien lernen
Auch wenn sich das Wachstum der Fallzahlen leicht verlangsamt hat, steigt in der Schweiz die Zahl der Fälle weiter. Im Vergleich zu Tschechien und Belgien hat die Schweiz auf nationaler Ebene allerdings keine derart einschneidenden Massnahmen ergriffen.
Einige Kantone wie Genf und das Wallis haben bereits ähnlich strenge Regeln wie die europäischen Corona-Hotspots. In beiden Kantonen liegt die 14-Tage-Inzidenz allerdings noch deutlich höher als in Belgien oder Tschechien. Betrachtet man die Entwicklung der Zahlen, dürften allerdings auch schweizweit noch weitere Massnahmen-Verschärfungen folgen.
Auch hinsichtlich der Situation im Gesundheitssystem bestätigen die Erfahrungen aus Tschechien und Belgien die Prognosen der Schweizer Experten: Selbst, wenn die Neuinfektionen zurückgehen, bleibt die Bettenauslastung in den Spitälern weiterhin hoch. Sollte die Zahl der Hospitalisierungen auf das Niveau Belgiens steigen, müsste der Betrieb in den Spitälern erneut deutlich reduziert werden.