Vermögenslage bei insolventer Airline Germania noch unklar
Die Germania-Flugzeuge sind am Boden. Die Lage der insolventen Fluggesellschaft ist aber noch sehr unübersichtlich - vor allem die Vermögenswerte rücken ins Licht.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach der Pleite der Fluggesellschaft Germania prüft der vorläufige Insolvenzverwalter die vorhandenen Vermögenswerte - die Lage stellt sich nach aussen hin noch unübersichtlich dar.
In der Branche gibt es nur an einigen wenigen Start- und Landerechten der Gesellschaft Interesse. Fluggesellschaften sprangen zudem für den eingestellten Germania-Flugbetrieb ein, um die Passagiere an ihre Ziele zu bringen.
Die Lufthansa-Tochter Eurowings will sich um die frei werdenden Start- und Landerechte am Flughafen Düsseldorf bewerben. Germania verfügte in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt über attraktive Slots, die nun an den Flughafenkoordinator der Bundesrepublik zur Neuverteilung zurückgingen, sagte Eurowings-Chef Thorsten Dirks am Mittwoch in Frankfurt.
Diese Zeiten seien für die Eurowings attraktiv. Einen Erwerb von Teilen der Germania zur Übernahme der Rechte wie im vorherigen Pleitefall von Air Berlin schloss Dirks hingegen aus.
In der Nacht zu Dienstag hatte die Berliner Fluggesellschaft Germania die Insolvenz öffentlich gemacht und ihren Flugbetrieb eingestellt. Der Geschäftsbetrieb ihrer Tochtergesellschaften Germania Flug AG in der Schweiz und der Bulgarian Eagle ging dagegen weiter.
Zur aktuellen Lage bei Germania gab es am Mittwoch sowohl vom Unternehmen als auch vom vorläufigen Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg zunächst keinen neuen Stand. Die knapp 1700 Beschäftigten sollen bis einschliesslich März von der Arbeitsagentur Insolvenzgeld erhalten, das zunächst über einen Bankkredit finanziert werden müsste. Dies hat Wienberg nach eigenen Angaben angestossen. Über die Eröffnung des regulären Insolvenzverfahrens entscheidet das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg.
Nach Einschätzung eines Fachjuristen sind bei Germania wahrscheinlich nur geringe Vermögenswerte vorhanden. Es sei daher fraglich, ob die Masse für ein reguläres Insolvenzverfahren ausreiche, sagte der Anwalt Werner Meier von der Wirtschaftskanzlei Simmons&Simmons der Deutschen Presse-Agentur. «In der letzten vorliegenden Bilanz aus dem Jahr 2016 sind sehr hohe Leasingraten genannt. Wahrscheinlich verfügte Germania über keine eigenen Flugzeuge mehr.» Der Branchendienst «airliners.de» berichtete, dass der Airline zuletzt noch drei von insgesamt 30 Maschinen gehört haben sollen. Vom vorläufigen Insolvenzverwalter gab es dazu zunächst keine Angaben.
Dass Germania anders als Air Berlin nicht mit einem Überbrückungskredit in der Luft gehalten wurde, deutet nach Auffassung Meiers darauf hin, dass die Bundesregierung keine Sanierungsperspektive gesehen habe. Entsprechende Gespräche mit einer privaten Investorengruppe über 15 Millionen Euro waren am Montag gescheitert. Eine staatliche Hilfe wäre schon wegen der extrem unsicheren Rückzahlungsperspektive nach EU-Beihilferecht nicht zulässig gewesen, sagte Meier. Er vertritt nach eigenen Angaben eine Gruppe von Finanzgläubigern im Insolvenzverfahren um Air Berlin.
Die Interessengemeinschaft der regionalen Flugplätze (IDRF) betonte, dass die Insolvenz von Germania vor allem dem ländlichen Raum schade. Einige kleinere Flughafenstandorte mit Erfurt und Rostock an der Spitze sind stark betroffen, weil Germania dort einen vergleichsweise hohen Flugverkehr-Anteil hatte. Nach IDRF-Einschätzung ist aber keiner der Flughäfen in seiner Existenz bedroht. Das bayerische Wirtschaftsministerium lehnte eine Finanzspritze für den Nürnberger Flughafen ab, an dem Germania der drittgrösste Anbieter war.
Fluggesellschaften sprangen unterdessen für den Germania-Flugbetrieb ein. Von Lufthansa hiess es am Mittwoch, dass am selben Abend ein Flugzeug mit 180 Germania-Passagieren aus Ägypten in Düsseldorf landen sollte. Auch Condor schuf nach eigenen Angaben zusätzliche Kapazitäten, indem grössere Flugzeuge eingesetzt wurden. Der Flugzeugbauer Airbus fand ebenfalls eine Übergangslösung für den Werksverkehr zwischen Toulouse und Hamburg, den bislang Germania gewährleistet hatte.