Israels Armee reisst Haus der Familie von mutmasslichem palästinensischen Attentäter ab
Die israelische Armee hat das Haus einer palästinensischen Frau abgerissen, weil der von ihr getrennt lebende Ehemann beschuldigt wird, einen jüdischen Studenten im besetzten Westjordanland erschossen zu haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Organisation: Beschuldigter wohnte nicht mehr in dem Haus.
Über Nacht hätten Soldaten «das Haus des Terroristen» in der Ortschaft Turmus Aja nordöstlich von Ramallah abgerissen, sagte ein Armeesprecher am Donnerstag. In dem Haus lebte die Frau des Beschuldigten Montasser Schalabi mit drei ihrer sieben Kinder. Die Familie hat auch die US-Staatsbürgerschaft.
Die 40-jährige Sanaa Schalabi sagte einem AFP-Reporter, dass die Armee um 1.00 Uhr morgens (Ortszeit) gekommen sei und Sprengstoff um ihr Haus herum platziert habe. Die Sprengung habe die ganze Nacht gedauert. «Das ist unser Leben. Was mit uns passiert ist, ist normal. Wir waren darauf vorbereitet», sagte sie. Ihren Mann nannte sie einen «Helden».
Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation Hamoked leben der Beschuldigte und seine Frau getrennt. «Der Mann, der des Angriffs beschuldigt wird, wohnt nicht im Haus, er lebt in den USA und kommt ein- oder zweimal im Jahr», sagte die Vorsitzende von Hamoked, Jessica Montell. Die Organisation hatte erfolglos vor dem Obersten Gerichtshof Israels gegen den Abriss geklagt.
Montasser Schalabi war im Mai festgenommen worden, weil er auf wartende Menschen an einer Bushaltestelle im Norden des besetzten Westjordanlands geschossen haben soll. Bei dem Angriff starb ein 19-jähriger israelischer Student, zwei weitere Menschen wurden verletzt.
Nach Angaben von Montell soll Schalabi an einer psychischen Erkrankung leiden. Seine Frau Sanaa sei «in keiner Weise» in den Angriff involviert gewesen. «Wir dachten, das sollte ein Grund sein, (das Haus) nicht abzureissen oder nur ein Zimmer abzureissen», sagte Montell.
Die USA hatten sich in der Vergangenheit gegen die israelische Praxis ausgesprochen, die Häuser von palästinensischen Attentätern zu zerstören. Nach Angaben eines Sprechers verfolgte die US-Botschaft aufmerksam die Berichte über den nun erfolgten Abriss. «Das Haus einer ganzen Familie sollte nicht wegen der Handlungen eines Einzelnen abgerissen werden», sagte der Sprecher.