Recep Tayyip Erdogan: So wählten die Türken in der Schweiz
Erdogan ist als Präsident der Türkei wiedergewählt. In der Schweiz holen sich insgesamt seine Gegner am meisten Stimmen ab.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz stimmte eine Mehrheit für die Gegner von Recep Tayyip Erdogan.
- Am meisten Untersützung erhielt Erdogan im Wahlbüro in Genf.
- Noch deutlicher sind die Ergebnisse im Nachbarland Österreich.
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan ist laut der türkischen Wahlkommission als Präsident wiedergewählt. Laut dem Chef der Wahlkommission Sadi Güven hat der Chef der islamisch-konservativen AKP bereits im ersten Wahlgang «die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen erhalten.» Laut den Ergebnissen wird Erdogan mit 52,5 Prozent wiedergewählt. Sein ärgster Kontrahent Muharrem Ince von der CHP ist mit 31,5 Prozent klar abgeschlagen.
Erdogan konnte bei seiner Wiederwahl auch auf die Türken in der Schweiz zählen. So schnitt er in allen drei Wahlbüros in der Schweiz (Zürich, Bern und Genf) als Bester ab. Dies erstaunt, stimmten doch nur 38 Prozent der Schweiz-Türken für die Verfassungsreform vor einem Jahr.
Zahlen sind deckungsgleich
Wie Zahlen der türkischen Zeitung «Hurriyet» ergeben, stimmten die Türken hierzulande mit 37,9 Prozent für Erdogan. Somit ist klar: Die Türken, die vor einem Jahr für die Verfassungsreform stimmten, gaben auch diesmal Erdogan das Vertrauen. Doch insgesamt konnten die Kontrahent Muharrem Ince von der HDP mit schweizweit 31,9 Prozent und der inhaftierten Selahattin Demirtas von der prokurdischen HDP mit 26,8 Prozent mehr Stimmen ergattern als Erdogan. Die Wahlbeteiligung in der Schweiz lag bei knapp 57 Prozent.
Am Besten schnitt Erdogan im Wahlbüro von Genf ab. Dort erhielt er fast 52 Prozent der Stimmen.
Deutlicher sind die Resultate im Nachbarland Österreich: Dort schneidet der AKP-Chef mit über 72 Prozent deutlich besser ab, als im eigenen Land. Kontrahent Ince kommt gerade mal auf 17 Prozent. In Österreich war schon im Vorfeld der Wahlen die Stimmung angeheizt. Kanzler Sebastian Kurz hatte Anfang Juni die Schliessung von Moscheen angeordnet und zahlreiche Imame des Landes verwiesen. Dies wird dem türkischen Machthaber viele zusätzliche Stimmen eingebracht haben.
Rekordbeteiligung bei Auslandtürken
Weltweit gingen 48,78 Prozent der über drei Millionen wahlberechtigten Türken im Ausland an die Urne – ein Rekord. In Deutschland und Frankreich, wo die meisten Auslandtürken leben, gaben die Meisten dem bisherigen Präsidenten die Stimme. In Nordamerika, Russland oder China schnitt Muharrem Ince deutlich besser ab als Erdogan. Doch zahlenmässig fallen diese Länder wenig ins Gewicht. Der prokurdische Selahattin Demirtas gewann nur im Irak und in Japan.