Staatsanwaltschaft klagt weitere VW-Mitarbeiter an

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hat bei ihren Ermittlungen zur Dieselaffäre weitere Beschäftigte von Volkswagen wegen schweren Betrugs angeklagt.

Bei der Anklage wird drei VW-Beschäftigten ein direktes «täterschaftliches Handeln» vorgehalten. Drei andere sollen laut Staatsanwaltschaft Beihilfe geleistet haben. Foto: Sina Schuldt/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Staatsanwaltschaft klagt weitere VW-Mitarbeiter wegen schweren Betrugs an.
  • VW-Kunden und Aufsichtsbehörden wurden über den Abgasausstoss von Dieselautos getäuscht.

Schwerer Betrug an Kunden und Behörden durch «Dieselgate» - wegen dieses Vorwurfs ist schon Ex-VW-Konzernchef Winterkorn angeklagt. Nun legen die Ermittler gegen eine Gruppe weiterer Verdächtiger nach.

Es geht dabei um sechs Personen, denen im Zeitraum zwischen November 2006 und September 2015 teilweise zudem Steuerhinterziehung und Falschbeurkundung vorgeworfen werden. Dies teilte die Behörde am Dienstag mit.

Martin Winterkorn bei der Befragung zum Abgasskandal bei VW. - Keystone

Sie sollen «massgeblich dafür verantwortlich» sein, dass VW-Kunden und Aufsichtsbehörden mit Hilfe der im Herbst 2015 aufgeflogenen Software-Manipulationen über den tatsächlichen Abgasausstoss von Dieselautos bewusst getäuscht wurden. «Insgesamt seien so über die Jahre gut neun Millionen manipulierter und nicht zulassungsfähiger Kraftfahrzeuge veräussert, auf den Markt gebracht und verbotswidrig zum Strassenverkehr zugelassen worden», hiess es.

Elf Angeschuldigten im Betrugsverfahren

In Braunschweig ist seit dem vergangenen April bereits der frühere VW-Konzernchef Martin Winterkorn wegen schweren Betrugs angeklagt - zusammen mit vier weiteren Führungskräften. Sie sollen ausserdem das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb missachtet haben.

Die Zahl der bisher Angeschuldigten steigt in dem Braunschweiger Betrugsverfahren damit auf elf. Die Ermittlungen beziehen sich aber auf einen weit grösseren Kreis: Insgesamt geht es noch um 32 andere Personen.

Produktionsstrasse bei VW in Wolfsburg - AFP/Archiv

«Zudem seien in Deutschland Fahrzeuge mit der vermeintlichen Emissionsklasse Euro 6 zu Unrecht befristet von der Kraftfahrzeugsteuer befreit worden», erklärten die Ermittler. Daher gehe es auch um das Delikt der mutmasslichen Steuerhinterziehung.

Starke Kursverluste der VW-Aktie

Zugelassen sind die Klagen vom Landgericht Braunschweig bislang nicht. Auch in einem parallel geführten Verfahren, bei dem sich Winterkorn sowie der heutige VW-Konzernchef Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wegen möglicher Marktmanipulation verantworten müssen, steht dieser Schritt noch aus.

Sie sollen die erheblichen finanziellen Risiken für Volkswagen der Öffentlichkeit 2015 zu spät mitgeteilt haben. Viele Anleger mussten damals starke Kursverluste der VW-Aktie hinnehmen.