Team-Softwareanbieter Slack nimmt Europa in den Fokus
Bei privaten Chats boomen Messenger-Anbieter wie WhatsApp & Co. Auch in Konzernen und Start-ups wird beruflich intensiv gechattet. Einer der Anbieter für Teams in Unternehmen ist Slack. Doch zwei US-Riesen kontern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Messaging- und Kommunikationsdienstleister Slack will Europa als Wachstumsmarkt noch stärker in den Blick nehmen und besonders in Deutschland wachsen.
«Deutschland ist ein perfektes Land für uns», sagte Slack-Chef und Mitgründer Stewart Butterfield der Deutschen Presse-Agentur in München. «Wir sollten hier zehnmal mehr Kunden haben als heute.»
Ein entscheidendes Thema für die Kunden in Europa sei, dass ihre Daten auch hier gespeichert würden, sagte der neue Slack-Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Oliver Blüher. «Das ist extrem wichtig, keine Frage.»
Das US-Unternehmen hatte kürzlich die Speicherung auch in Deutschland angekündigt. Ziel sei weiterhin, nach der nun bereits mit Kunden laufenden Testphase im Dezember regulär zu starten.
Slack baut sein Deutschland-Büro gerade in München auf.
Slack bietet Unternehmen eine Teamsoftware zur Kommunikation - vom einfachen Chat bis zur komplexen Zusammenarbeit etwa bei Projekten. Dies soll auch eine Alternative zu E-Mails sein. «Wir haben nie gesagt, wir seien ein E-Mail-Killer», betonte Butterfield. Aber Slack sei in vielen Fällen besser. Mittlerweile hat Slack auch eine Verbindung zu E-Mails geschaffen. «Die Möglichkeit einer solchen Brücke ist sehr wichtig.» Zudem lassen sich in Slack aktuell viele hundert Apps integrieren und damit andere Anwendungen wie Kalender, Auftragsabwicklung und Projektmanagement direkt ansteuern.
Der Kanadier Butterfield hatte Slack 2013 gestartet und ist CEO.
Zur Jahresmitte 2019 ging das Unternehmen an die Börse. Mit seiner kostenlosen Basisversion ist Slack besonders bei Start-ups beliebt. Es sei aber keineswegs richtig, dass dies bei grossen Unternehmen weniger der Fall sei, sagte Butterfield. Im Gegenteil, Slack sei gerade für Konzerne mit vielen Mitarbeitern ideal und erfolgreich.
Blüher betonte: «60 Prozent der im deutschen Aktienindex DAX-30 gelisteten Unternehmen sind zahlende Slack-Kunden.» Einnahmen erzielt der Anbieter nur mit den Bezahlversionen, die in mehreren Stufen unter anderem mehr Features und Datenspeicherung bieten.
Neben Slack haben unter anderem Microsoft («Teams») und Facebook («Workplace») später gestartete Konkurrenzprodukte - und es gibt noch weitere kleinere Anbietern. Besonders Microsoft drängt massiv in den Markt. «Natürlich spüren wir den Druck», räumte Butterfield ein. Slack verzeichnete zuletzt nach eigenen Angaben rund zwölf Millionen täglich aktive Nutzer, Microsoft «Teams» etwa 13 Millionen.
Butterfield hält im Prinzip auch eine Brücke zur Kommunikation zwischen den verschiedenen Diensten für denkbar. «Wir wären dafür definitiv offen.» Zugleich nannte er das aber «sehr komplex» und schränkte ein: «Das ist technisch schwieriger als es scheinen mag.»
Grösster Markt für Slack ist die USA - gefolgt von Japan.
Bereits seit einiger Zeit arbeite rund die Hälfte der Nutzer ausserhalb der USA und Kanada. «Europa ist ein enormer Markt.» Traditionell sei Slack hier besonders in Skandinavien sehr erfolgreich.
Vom neuen Deutschland-Standort in München aus sollen neben einem Verkaufsteam auch IT-Mitarbeiter und Kundenberater im Einsatz sein. Beschäftigtenzahlen nannte Bühler nicht. In München hat auch Microsoft seine Deutschland-Zentrale. Und Googles inzwischen grösster deutscher Standort ist dort, obwohl die Landeszentrale in Hamburg sitzt.
Slacks Entscheidung für München fiel besonders mit Blick auf das Potenzial grosser Unternehmen im Süden. In der Auswahl waren auch Hamburg als Medienstadt und Berlin mit seinen vielen Start-ups, wo Slack aber ohnehin bereits gut vertreten sei. Weltweit hat Slack mittlerweile mehr als 1800 Mitarbeiter an einem Dutzend Standorten.
Im Juni war Slack an der Börse gestartet. Der Aktienkurs sank seither um mehr als 30 Prozent. Butterfield relativierte: «Der Kurs ist nicht wirklich schlecht.» Aber er sei auch sicher alles andere als zu gut.