Theologen kritisieren Vatikan für Umgang mit liberalem Rektor

Theologieprofessoren haben den Vatikan harsch kritisiert. Anlass ist die ausbleibende Unbedenklichkeitserklärung für einen liberalen Rektor.

Ansgar Wucherpfennig, Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, sitzt vor einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur auf dem Campus der Hochschule an seinem Schreibtisch - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Vatikan verweigert einem liberalen Rektor eine benötigte Erklärung.
  • Anlass ist seine offene Haltung gegenüber Homosexualität und Frauen in der Kirche.

Theologieprofessoren äussern deutliche Kritik am Vatikan angesichts der Hängepartie um die Bestätigung des Frankfurter Rektors Ansgar Wucherpfennig. Es handele sich um «einen schweren Angriff auf die Freiheit und Unabhängigkeit theologischer Forschung und akademischer Selbstverwaltung». So steht es in einer Stellungnahme des Katholisch-Theologischen Fakultätentags, der Arbeitsgemeinschaften für Katholische Theologie, der Deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie und des Forums katholischer Theologinnen, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtete.

Rom verweigert dem Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen wegen liberaler Äusserungen zu Homosexualität und Frauen in der Kirche die für seine weitere Amtsführung notwendige Unbedenklichkeitserklärung. Der Jesuitenpater Wucherpfennig hatte 2016 in einem Interview mit der «Frankfurter Neuen Presse» unter anderem gesagt, zum Thema Homosexualität gebe es «missverständlich formulierte Stellen in der Bibel». Der Vatikan fordert nach Angaben der Deutschen Provinz der Jesuiten einen Widerruf dieser Äusserungen.

Aus dem Vatikan hiess es zuletzt, der Prüfungsprozess im Fall des Jesuitenpaters laufe noch. Sollte der Vatikan ein negatives Urteil fällen, müsste Wucherpfennig seinen Posten als Rektor der staatlich anerkannten privaten Hochschule endgültig räumen. Derzeit leitet Wucherpfennigs Stellvertreter die Hochschule kommissarisch.

Die Theologen kritisieren in ihrer Stellungnahme, abermals werde versucht, ein drängendes Thema disziplinarisch zu erledigen und zu tabuisieren, «anstatt dessen dringend nötige Klärung in einem offenen theologischen Prozess zu fördern».