Prigoschin tot: Kreml weist Attentat-Vorwürfe zurück

Hatte Putin beim mutmasslichen Tod des Söldnerchefs Prigoschin seine Finger im Spiel? Eine «absolute Lüge», weist der Kreml die Vorwürfe nun zurück.

Einst enge Vertraute: Wladimir Putin und Prigoschin. - Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Wagner-Chef Prigoschin ist offenbar bei einem Flugzeugabsturz gestorben.
  • Es gibt Spekulationen, ob der Jet davor manipuliert wurde.
  • Der Kreml weist die Attentat-Vorwürfe zurück.

Jewgeni Prigoschin kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Seither gibt es Spekulationen, dass der Flieger mit dem Söldnerführer drin manipuliert wurde. Und Wlaidmir Putin soll dahinterstecken. Diese Vorwürfe weist der Kreml nun zurück.

Sprecher Dmitri Peskow spricht am Freitag in Moskau von einer «absoluten Lüge». «Selbstverständlich gehen die Spekulationen im Westen in eine bestimmte Richtung», sagt er.

Auch der Kreml habe noch keine Bestätigung für den Tod Prigoschins. Peskow riet, die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten, wie es auch Putin am Vorabend gesagt habe. «Wenn die offiziellen Ergebnisse zur Veröffentlichung bereit sind, werden sie auch veröffentlicht.»

Flug aus Rache sabotiert?

Auf halbem Weg von Moskau nach St. Petersburg war am Mittwoch ein Flugzeug abgestürzt. Alle Menschen an Bord kamen ums Leben. Laut Passagierliste sass auch Prigoschin, Chef der Privatarmee Wagner, im Flugzeug. Er hatte mit seinen Bewaffneten zwei Monate zuvor gegen Putin und Militärführung gemeutert. Im russischen Internet werden Vorwürfe erhoben, der Flug sei aus Rache sabotiert worden. Westliche Regierungen gehen ebenfalls nicht von einer technischen Ursache aus.

Dieses vom russischen Ermittlungskomitee veröffentlichte und von der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua bereitgestellte Foto soll die Absturzstelle in der Region Twer zeigen. - Uncredited/Investigative Committee of Russia/XinHua/dpa

Peskow sagte, er könne zur Zukunft der Wagner-Bewaffneten nichts sagen. Nach russischem Recht gebe es gar keine private Militärfirma Wagner. Trotzdem habe die Gruppe natürlich existiert. Die Schattenarmee war in Syrien und vielen afrikanischen Ländern im Einsatz, sie kämpfte offen auch in der Ukraine.

«Grosser Verlust für den ganzen Staat»

Zuvor hat sich auch der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow zum mutmasslichen Tod des Wagner-Chefs geäussert. Er betrauerte den Tod von Prigoschin öffentlich. «Sein Tod ist ein grosser Verlust für den ganzen Staat», schrieb er in der Nacht zum Freitag auf seinem Telegram-Kanal, kurz nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin von einer Tragödie gesprochen hatte.

Ramsan Kadyrow war nach eigenen Angaben einst mit Prigoschin befreundet. - -/AP/dpa

Den Angehörigen sprach er sein Beileid aus. Kadyrow und Prigoschin waren beide mit ihnen unterstellten Truppen an Russlands Angriffskrieg in der Ukraine beteiligt. Dabei waren sie eine Zeit lang in ihrer Kritik gegen die russische Militärführung vereint, zerstritten sich am Ende aber schwer.

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«Wir waren seit langer Zeit befreundet», behauptete Kadyrow nun, zwei Tage nachdem Prigoschin mutmasslich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Auf Telegram postete er ein Foto, das ihn bei der Entgegennahme eines Ordens der Söldnertruppe Wagner aus den Händen Prigoschins zeigt. Auf den Konflikt ging er nur am Rande ein. Prigoschin habe in den letzten Monaten das grosse Gesamtbild aus den Augen verloren. «Ich habe ihn gebeten, seine persönlichen Ambitionen hintenan zu stellen zugunsten von Angelegenheiten höchster Wichtigkeit für den Staat», schrieb er.