Umweltaktivisten kehren in Hambacher Forst zurück
Nach dem siegreichen Rodungsstopp im Hambacher Forst errichten Aktivisten neue Siedlungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag feierten Umweltschützer den vorläufigen Rodungsstop des Hambacher Forst.
- Heute Sonntag bauen sie neue Behausungen, die an Siedlungen erinnern.
Nach dem Rodungsstopp im Hambacher Forst und der Grossdemonstration am Samstag sind Umweltaktivisten in das Waldgebiet zurückgekehrt. Ein Polizeisprecher berichtete heute Sonntag von Barrikaden auf den Wegen und «zeltähnlichen Strukturen» am Boden, die mit Brettern verbaut seien. Es sei auch eine Form von kleinen Siedlungen entstanden. Nach Einschätzung der Polizei sind die neu errichteten Behausungen aber nicht vergleichbar mit den Baumhäusern, die von der Polizei im Hambacher Forst zuvor geräumt worden waren.
Die Aktion Unterholz hatte am Wochenende eine «neue Besetzung» des Waldgebiets angekündigt. Auch das Aktionsbündnis «Ende Gelände» erklärte, bis zu einem Kohleausstieg bleiben zu wollen. «Wir freuen uns über weitere Baumhäuser und Strukturen», hiess es im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Waldspaziergang und Parteitag im Hambacher Forst
Heute Sonntag trafen sich Umweltschützer erneut zu einem sogenannten Waldspaziergang am Hambacher Forst, an dem mehrere hundert Menschen teilnahmen. Zudem veranstalteten die nordrhein-westfälischen Grünen einen Parteitag am Hambacher Wald. Landesvorsitzender Felix Banaszak forderte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf, nicht länger Interessenvertreter des Energiekonzerns RWE zu sein, sondern «Interessenvertreter von NRW».
Mit einer Grossdemonstration hatten am Samstag tausende Umweltschützer am Hambacher Forst gegen den Kohleabbau demonstriert und den vorläufigen Rodungsstopp gefeiert. Die Veranstalter, darunter Greenpeace und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sprachen von rund 50.000 Teilnehmern und der «bislang grössten Anti-Kohle-Demonstration im Rheinischen Revier». Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl hingegen deutlich niedriger.
Die Polizei hatte seit September 86 Baumhäuser im Hambacher Forst geräumt und abgebaut. Der Energiekonzern RWE will den Wald abholzen, um seinen angrenzenden Braunkohletagebau zu erweitern. Das Oberverwaltungsgericht Münster erliess am Freitag allerdings einen Eilentscheid, wonach der Hambacher Forst nicht gerodet werden darf, bis über eine Klage des Umweltverbands BUND entschieden ist. Damit rechnet RWE aber nicht vor Ende 2020.