Baselstädtische Regierung schlägt drei neue Tram-Abschnitte vor
Der am Dienstag vorgestellte zweite Bericht zur Tramnetzentwicklung der Basler Regierung legt den Stand der Planungen samt Ausbau in Etappen offen.
Das Basler Tramnetz soll drei neue Gleisabschnitte bekommen im Klybeck, Claragraben und Petersgraben. Alle werden seit Jahren diskutiert; nun sollen sie 2027 fertig sein. Für die Vorprojektierung beantragt die Regierung beim Grossen Rat 2,3 Millionen Franken.
Für die wachsende Bevölkerung und Wirtschaft will die Regierung das Tramnetz ausbauen, vervollständigen und so flexibler machen, wie sie am Montag mitteilte. Neue Abschnitte sollen helfen, neue Wohn- und Arbeitsgebiete mit Stadtzentrum und Bahnhöfen zu verbinden. Der Ausbau bringe auch schnellere Verbindungen zwischen Quartieren.
Die Trams «werden schneller und zuverlässiger», verspricht die Regierung; Linien sollen teils neu gelegt werden. Im Fokus ist die Entlastung der sehr stark befahrenen Innerstadt-Achse Barfüsserplatz-Marktplatz-Mittlere Brücke. - Jedes Problem dort beeinträchtigt heute sofort weite Teile des Tramnetzes. Und Fussgänger stören sich an der «grünen Wand» in der Innerstadt.
Netzlücken schliessen
Der am Dienstag vorgestellte zweite Bericht zur Tramnetzentwicklung der Basler Regierung legt den Stand der Planungen samt Ausbau in Etappen offen. «Vordringlich» seien dabei die neuen Abschnitte Kybeck für die 14er-Linie, Claragraben für die 8er-Linie und Petersgraben für das 16er-Tram zur Entlastung des 30er-Busses.
Der Abschnitt Klybeck führt via Riehenring neu bis zum Wiesenkreisel und von dort auf einem alten Werksbahntrassee zur Haltestelle «Ciba» bei der Kreuzung Mauer-/Klybeckstrasse. Die Regierung begründet den Bedarf für diesen Ast mit der Transformation des Industrieareals Klybeck, wo dereinst 10'000 Menschen wohnen und 5000 arbeiten sollen.
Der neue Klybeck-Ast ist nicht identisch mit dem 2014 an der Urne verworfenen Erlenmatt-Ast: Jener zweigte beim Badischen Bahnhof nordwärts ab. Gegen jenes 75,5-Millionen-Projekt, bei dem der Bahnhofsvorplatz mit umgestaltet werden sollte, sprachen sich damals 51,6 Prozent der Abstimmenden aus.
30er-Tram tranchenweise
Durch den Claragraben sollen neue Gleise den Wettstein- und den Claraplatz verbinden. Dieser Ast war bereits vor gut 20 Jahren ein Thema, doch 1998 wies der Grosse Rat die 15-Millionen Vorlage mit 61 gegen 53 Stimmen zurück an die Regierung. Damals fürchteten Gegner einen neuen Flaschenhals und Hindernisse für den Individualverkehr.
Der neue Petersgraben-Ast ist als «erste Etappe bei der Umstellung der Buslinie 30 auf Trambetrieb» beschrieben. Heute platzt der 30er trotz Taktverdichtung zwischen Bahnhof SBB und Uni respektive Spitälern immer wieder aus allen Nähten. Der neue Tramast soll auch das stark im Ausbau befindliche Schällemätteli-Gebiet erschliessen.
Ein nördlich anschliessender weiterer Teil des Tram-30-Projektes ist ein künftiger Gleisabschnitt zwischen Totentanz und St. Johanns-Tor durch Spitalstrasse und St. Johanns-Ring. Erst als Korridor in den Plänen steht derweil die südliche Verlängerung: Vage skizziert ist sie durch die Holbeinstrasse zur Austrasse mit der 6er-Linie.
Gesetzt ist den 30er-Plänen der Abschnitt via Johanniterbrücke und Feldbergstrasse zum Riehenring. Bis zum Brückenneubau 1966 war dort das 2er-Tram gefahren. Diesen Ast forderte auch die Tram-Initiative, die 2012 nach dem OK des Grossen Rates zur Rahmenausgabenbewilligung für den Tramnetzausbau zurück gezogen wurde - der Zehnjahres-Rahmen gab diesem Abschnitt indes keine Priorität.
Ferne und untote Pläne
Der Netzausbau-Plan zeigt, dass das Tram in Zukunft noch weiter fahren soll: Eingetragen sind Tramkorridore unter anderem von der «Ciba» dem Rhein entlang zum Hafen, vom Bahnhof St. Johann zum Bachgraben, von Saint-Louis Grenze zur Dreiländerbrücke in Hüningen (F) sowie durch das Dreispitzareal und von dort zum St. Jakob.
Ferner wollen die Regierungen beider Basel Entwicklungsgebiete in der Agglomeration wie etwa Salina Raurica in Pratteln/Augst BL oder das Polyfeld in Muttenz BL dereinst per Tram erschliessen. Ein Teil des aktuellen baselstädtischen 2,3-Millionen-Antrags ans Parlament ist denn auch für die Gesamtkoordination der Planung vorgesehen.
Noch ein alter Bekannter blitzt übrigens auf dem Netzplan als «Direktanbindung Leimental-Bahnhof SBB West» wieder auf: Als «Margarethenstich» geplant, lehnte das Baselbiet jenen 365 Meter kurzen Schienenabschnitt im September 2017 an der Urne ab. Der Landkanton hätte zwei Drittel der Kosten des Projektes tragen sollen.