Coronavirus: Diese Massnahmen könnten Schulen vor Schliessung retten
Trotz der neuen Variante des Coronavirus verzichtet der Bundesrat noch auf Schulschliessungen. Dennoch könnte es bald wieder vermehrt zu Fernunterricht kommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Montag befindet sich die Schweiz im zweiten Lockdown.
- Diesmal hat der Bundesrat aber zumindest vorerst keinen Fernunterricht angeordnet.
- Dennoch werden auch für Schulen weitere Massnahmen gefordert.
Es ist so weit: Die Schweiz befindet sich seit Montag im zweiten Lockdown. «Nichtexistenzielle» Läden, Freizeiteinrichtungen und Gastrobetriebe sind schweizweit geschlossen.
Damit will der Bundesrat nicht nur die Corona-Fallzahlen senken, sondern auch eine grosse Ausbreitung der neuen Mutation verhindern. Die britische Variante des Coronavirus ist nämlich deutlich ansteckender als die bisherige.
Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass der Bund zumindest vorerst auf eine Schliessung der Schulen verzichtet. Denn Jugendliche und Kinder stecken sich nicht weniger mit dem Coronavirus an als Erwachsene. Sie haben nur weniger Symptome.
Oberste Lehrerin fordert wegen Coronavirus weitere Massnahmen
Epidemiologe und Noch-Taskforce-Mitglied Marcel Tanner glaubt zwar laut «Sonntagzeitung» weiterhin, dass Kinder nicht Haupttreiber der Pandemie sind. Doch die britische Mutation sei eine viel ansteckendere Variante des Coronavirus. Zudem besteht die Gefahr, dass sich das Infektionsgeschehen während des aktuellen Lockdowns in die Schulen verschiebt.
Verhindern liessen sich die Schulschliessungen aber mit breiten Massnahmen.
«Angesichts der sich zuspitzenden Lage braucht es ganz sicher weitere Massnahmen an den Schulen», sagt Dagmar Rösler der Zeitung. Gemäss der obersten Lehrerin könne das von einer Erweiterung der Maskenpflicht bis zu begrenztem Fernunterricht gehen. Für jede Stufe müsse aber separat überprüft werden, welche Massnahmen sinnvoll und durchführbar seien.
Sie hält etwa eine Maskenpflicht bereits ab der fünften Klasse für zumutbar, wie sie am Montagmorgen im Radio SRF erklärte. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern wäre eine Maskenpflicht hingegen schwierig umzusetzen. Prompt beschloss heute Dienstag Baselland eine Maskenpflicht für Schüler ab 10 Jahren.
Eine flächendeckende Schulschliessung mit Fernunterricht hält Rösler nicht für nötig.
Massentests für Berufs- und Gymischüler?
Für Berufs- und Gymnasiumsschüler fordert Tanner hingegen «möglichst schnell wieder» den Fernunterricht. Andere Länder setzen dagegen zum Teil auf Massentests, um die Schulen offen zu halten. Auch Tanner glaubt, man müsse wegen der neuen Variante des Coronavirus darüber nachdenken, die Teststrategie anzupassen.
Demnach sieht auch Bundesrat Alain Berset ein systematisches Testen in Schulen als Option. Auf diese Strategie setzt derzeit der Kanton Graubünden. Doch die Kapazitäten sind noch knapp.
Und auch bezüglich des Aufwands gibt es Skepsis: «Es geht um den Zeitaufwand und die Frage, welche Personen diese Tests durchführen sollen.» Das sagte Thomas Minder, Präsident Verband Schweizer Schulleiterinnen und Schulleiter, am Sonntag in der SRF-«Tagesschau». «Wenn es darum geht, dass man Abstriche macht und dies Fachpersonen durchführen müssen, dann sehe ich das überhaupt nicht praktikabel.»
Andere Optionen stehen zur Diskussion
Auch Lucius Hartmann, Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und -lehrer, sieht darin einen enormen logistischen Aufwand: «An meiner Schule müssten bei Schulbeginn jeweils über 1300 Schülerinnen und Schüler sowie 200 Lehrpersonen und Mitarbeitende getestet werden.»
Bei steigenden Fallzahlen sieht er sanftere Massnahmen als Möglichkeit. Wie etwa einen gestaffelten Unterrichtsbeginn.
Gemäss «NZZ am Sonntag» könnte der Bundesrat bei den Mittel- und Berufsschulen das Zepter wieder übernehmen. Demnach habe er bei der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren und der Task Force Berichte zu möglichen weiteren Massnahmen eingefordert.
Zur Diskussion stünden Optionen wie Halbklassenunterricht, die Streichung gewisser Fächer (etwa Sport) oder eben der Fernunterricht.