Coronavirus: So sieht die Personalsituation in den Spitälern aus
Das Spital im Unterwallis hat wegen des Coronavirus die höchste Alarmstufe ausgerufen – Betten fehlen bereits jetzt. Auch andere Spitäler sind besorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Universitätsspital Genf hat wegen Corona einen Hilferuf für mehr Personal abgesetzt.
- Im Wallis mussten bereits Patienten in andere Spitäler verlegt werden.
- Die Lage ist jedoch nicht in allen Krankenhäusern derart besorgniserregend.
Seit Anfang Oktober steigen die Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz drastisch an. Die Kantone und der Bund haben bereits mit verschärften Massnahmen darauf reagiert.
Doch auch die Lage in den Spitälern scheint immer prekärer zu werden. Das Universitätsspital Genf (HUG) etwa setzte am Sonntag wegen der zweiten Welle des Coronavirus einen Hilferuf ab. Die Klinikleitung sucht sofort nach Freiwilligen für medizinische und andere Aufgaben.
Und auch im Wallis würden die Spitäler an ihre Belastungsgrenze stossen, wie Regierungspräsident Christophe Darbellay zur «Sonntagszeitung» sagte. Das Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis hat wegen des Coronavirus für Montag sogar die höchste Alarmstufe ausgerufen. Patienten mussten in andere Spitäler verlegt werden.
Auch der Bund schlug heute an einer Pressekonferenz Alarm. «Wenn keine Massnahmen getroffen würden, reichen die Betten auf den Intensivstationen noch für 15 Tage.» Dies sagte Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrats für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD).
Insel Gruppe könnte bei Bedarf weitere Personen aufbieten
Bei der Insel Gruppe in Bern scheint die Situation noch nicht derart besorgniserregend zu sein. «Zurzeit können wir das Patientenaufkommen mit dem bestehenden Personal auffangen», sagt Alex Josty, Leiter Kommunikation, auf Anfrage. Aktuell würden rund 60 Coronavirus-Patienten behandelt. Freie Betten habe es noch.
Zudem könne die Insel Gruppe intern Personalverschiebungen vornehmen, falls es nötig werde. «Wir könnten bei Bedarf weitere Personen aufbieten», so Josty.
Als Beispiel nennt er Ehemalige und Pensionierte oder Mitarbeiter im unbezahlten Urlaub. Zudem könnten Studenten, die bereits im Frühjahr für die Gruppe gearbeitet hatten, einspringen. Wie viele Angestellten der Insel Gruppe mit dem Coronavirus infiziert seien, werde nicht kommuniziert.
Unispital Zürich kann Corona-bedingte Ausfälle noch auffangen
Auch das Unispital Zürich ist bezüglich Personal noch nicht an der Kapazitätsgrenze. Das sagt Mediensprecherin Martina Pletscher auf Anfrage. «Schwierig wird es, wenn noch mehr Betten ausgelastet sein werden und aufgrund von Ausfällen auch beim Personal Engpässe entstehen.»
Zurzeit gebe es keine spezifische Covid-19-Station, Corona-Patienten würde man isoliert in Einzelzimmern unterbringen. Die Kapazitäten für die Covid-19-Patienten am Unispital könnten innert kurzer Zeit wieder erhöht werden. «Für die relevanten Bereiche und Prozesse, einschliesslich der Intensivstation, bestehen Pläne für die stufenweise Erweiterung der Kapazitäten bei Bedarf.»
Gemäss Pletscher sind am Unispital Zürich derzeit 45 Mitarbeitende an Covid-19 erkrankt und nicht arbeitsfähig. «Die Zahl umfasst Mitarbeitende aus dem klinischen Betrieb und aus der Verwaltung.» Diese Ausfälle könne das Spital derzeit aber auffangen.
Luzerner Kantonsspital spricht trotz Coronavirus von genügend Kapazitäten
Auch beim Luzerner Kantonsspital klingt es ähnlich. Es seien genügend Kapazitäten bezüglich Personal und Anzahl der Beatmungsplätze auf den Intensivstationen vorhanden. Das sagt Angela Lötscher von der Kommunikation des LUKS zu Nau.ch.
Allerdings befänden sich auch einige der rund 7000 Mitarbeiter in Isolation oder Quarantäne. «Zur konkreten Anzahl der betroffenen Mitarbeitenden geben wir keine Auskunft», so Lötscher. Aber: «Diese Zahl bewegt sich derzeit in einem Bereich, in dem noch keine Einschränkungen des regulären Spitalbetriebs am LUKS nötig sind.»
Spital Schwyz musste bereits zusätzliches Personal rekrutieren
Anders die Lage beim Spital Schwyz: «Wir haben bereits jetzt zusätzliches Personal rekrutiert und eingesetzt», sagt Nirmala Arthen, Leiterin Marketing und Kommunikation auf Anfrage von Nau.ch.
«Wir profitieren von einer grossen Solidarität aus der Bevölkerung. Es haben sich viele – auch sehr gut qualifizierte – Personen bei uns gemeldet. Diese können wir jetzt auf Abruf zur Entlastung unseres Personals einsetzen.»
Das Spital hatte Mitte Oktober mit einem Appell an die Bevölkerung schweizweit für Schlagzeilen gesorgt.
Für die Corona-Pandemie habe das Spital inzwischen zwei Isolationsstationen mit insgesamt 29 Plätzen eingerichtet. Diese könnten zudem schnell weiter ausgebaut werden. «Zusätzlich werden diese durch die lntensivbettenstation mit derzeit drei für Covid-Patienten eingerichteten Plätzen unterstützt», erläutert Arthen.
Seit Anfang Oktober habe man 72 mit dem Coronavirus infizierte Patienten stationär behandelt. «Wir arbeiten eng mit den umliegenden Spitälern zusammen, um eine Überlastung auf jeden Fall zu vermeiden.» Zehn Mitarbeitende seien zurzeit wegen einer Covid-Infektion nicht einsatzfähig.