Ehemalige Verdingkinder sollen im Alter besser betreut werden
Viele ehemalige Verdingkinder sind heute zwischen 70 und 90 Jahre alt. Im Alter sollen sie von sogenannten «Caregivers» begleitet werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Ehemalige Verdingkinder sollen im Alter besser betreut werden.
- Laut Guido Fluri kehren Traumata aus der Jugend im Alter oft zurück.
- Jetzt wurde der «Caregiver»-Lehrgang entwickelt.
Ehemalige Verdingkinder und andere Betroffene fürsorgerischer Zwangsmassnahmen sollen im Alter auf Begleitung durch sogenannte «Caregiver» zählen können. Denn: Nicht selten fürchten diese Menschen, im Alter wieder in Abhängigkeit zu geraten.
Pro Senectute Kanton Bern und die Guido-Fluri-Stiftung haben gemeinsam mit Betroffenen einen Lehrgang für «Caregiver» entwickelt, wie die beiden Organisationen am Freitag vor den Medien in Bern bekannt gaben. In den letzten Monaten fanden Schulungen statt.
Für Heim-, Verding- und Pflegekinder, die in ihrer Kindheit und Jugend Misshandlungen und Missbrauch erlebt haben, sei es wichtig, selbständig zu bleiben und auch im Alter selbstbestimmt leben zu können.
«Die Traumata der Jugend kehren oft im Alter zurück», betonte Guido Fluri vor den Medien. Es erstaune wenig, wenn sich jemand, der sexuellen Missbrauch erlebt habe, im Altersheim nicht waschen lassen wolle oder jemand, der zwangsversorgt worden sei, in einer geschlossenen Umgebung im Pflegeheim rebelliere.
Respektvolle und umsichtige Begleitung dank «Caregiver»
Viele Verdingkinder seien heute zwischen 70 und 90 Jahre alt, betonte Marcel Schenk von Pro Senectute Kanton Bern. Besonders betroffen von der Verdingkinderproblematik ist der Kanton Bern.
Die «Caregiver» gehen in Alters- und Pflegeheime, reden mit Betroffenen und übersetzen ihre Sorgen und Nöte fürs Pflegepersonal. Sie besuchen auch die Betroffenen zu Hause und bieten vielfältige Unterstützung.
Es brauche eine respektvolle, umsichtige Begleitung der Betroffenen. Genau dies könnten «Caregiver» leisten, da sie ähnliche Erfahrungen gemacht hätten wie die Betroffenen, betonte Schenk. Das Projekt beruht auf dem Grundsatz «Betroffene für Betroffene».