Jetzt melden sich Doktoranden zu Wort

Jahrelang soll eine ETH-Professorin ihre Doktoranden schikaniert haben. Erst als die Situation eskaliert, reagiert die Schulleitung. Nun melden sich ehemalige Doktoranden zu Wort.

Die ETH lässt die Mobbing-Vorwürfe gegen eine Professorin untersuchen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Mobbingvorwürfe an die ETH-Professorin Gabriela M. sind wohl gravierender als erwartet.
  • Ehemalige Doktoranden erzählen unfassbare Geschichten.
  • Teile der Kollegschaft stehen dennoch hinter der Professorin.

Wie aus Zauberhand verschwand im August das Institut für Astronomie von der Bildfläche. Die Schliessung leitete damals ETH-Präsident Lino Guzzella ein – und zwar im Stillen. Niemand sollte von den Mobbingvorwürfen gegen Professorin Gabriela M. erfahren. Doch es kam anders. Doktoranden sprachen nun mit dem «Tagesanzeiger» über ihre Erfahrungen.

«Sie tippte mir auf die Stirn und sagte, dass mein Gehirn zu klein für die Inhaltsaufnahme sei», sagt ein ehemaliger Doktorand der Zeitung. Besonders berüchtigt seien die sogenannten Swot-Meetings gewesen, wo jeder Einzelne seine persönlichen Stärken, Schwächen, Möglichkeiten sowie Gedankengänge vortragen sollte. Doch statt die Betroffenen zu stärken, hielt die italienische Professorin ihnen nur ihre Schwächen vor.

Ein ehemaliger Student berichtete sogar, dass er wegen der Professorin einst einen Nervenzusammenbruch erlitten habe. Erst nachdem er zu weinen begann, habe sie aufgehört ihn zu mobben.

Wieso reagierte die Hochschule also nicht schon früher? «Die Schulleitung hat erstmals im Februar 2017 von den Vorwürfen erfahren und schnell mit einem Paket von Sofortmassnahmen reagiert», sagt ETH-Mediensprecherin Claudia Nägeli zu der Zeitung. Seit September befinden sich nun Gabriela M. und ihr Ehemann, der bisherige Institutsleiter, in einem Sabbatical für sechs Monate.

Unterstützung der Kollegschaft

Nebst vielen Vorwürfen bekommt die Professorin nun von Gastdozenten und Zürcher Arbetiskollegen Rückenhalt. Sie verfassten diese Woche einen Brief «zur Unterstützung» des Professorenpaars. Darin wird unter anderem hervorgehoben, dass die Astronomie sehr tough sei – insbesondere für Frauen. Gabriela M. habe sich gerade dank ihrer Hartnäckigkeit durchsetzen können. Und dies scheint ihr nun zum Verhängnis geworden zu sein.