Kampf dem Klimawandel – bald auch mit E-Schiffen?
Im Kampf gegen den Klimawandel hat die GLP nun die Schifffahrt ins Auge gefasst. Könnten E-Schiffsmotoren das Klima retten?
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kampf gegen den Klimawandel setzen immer mehr auf das Schiff.
- Doch der CO2-Ausstoss der Schifffahrt ist etwa gleich hoch, wie jener des Flugverkehrs.
- Ein GLP-Nationalrat fordert darum, die Schifffahrt nachhaltiger zu machen.
- Sein Vorschlag: Elektro-Motoren nach norwegischem Vorbild.
«Flygskam», zu Deutsch «Flugscham» wurde in Schweden längst zum geflügelten Wort. Es meint das schlechte Gewissen von Menschen, die die Umwelt schützen möchten – und dennoch fliegen.
Zusammen mit der Klimabewegung ist auch die Scham längst auf ganz Europa übergegangen. Alternativen zum Fliegen haben darum Hochkonjunktur. Das bemerkt beispielsweise der Schienenverkehr bei der Nachtzugbelegung und den steigenden Interrail-Ticketverkäufen.
Mit dem Schiff gegen den Klimawandel
Wer entweder weiter weg will, oder unumfahrbares Gewässer zwischen sich und seiner Zieldestination vorfindet, könnte aufs Schiff umsteigen. Klimaaktivistin Greta macht es vor. Doch ist das Schiff so ökologisch, wie wir denken?
«Der Anteil der internationalen Seeschifffahrt an den globalen CO2-Emissionen liegt derzeit bei zwei bis drei Prozent. Also in der gleichen Grössenordnung wie der Anteil der Luftfahrt», so GLP-Nationalrat Beat Flach. Mit einberechnet sind einerseits die Containerschiffe, welche Tonnen von Waren transportieren. Anderseits aber auch die touristische Schifffahrt.
Die Mitglieder der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) wollen darum bis 2050 den Ausstoss von Treibhausgasen in der Schifffahrt um 50 Prozent verringern.
E-Schiffe wären bereits möglich
Technische Möglichkeiten, die Emissionen zu verringern, gäbe es längst. Norwegen habe beispielsweise «Elektrische Fähren, die im Vergleich mit üblichen Fähren auf einer zwanzigminütigen Fahrt 95 Prozent der CO2-Emissionen und 80 Prozent der Betriebskosten einsparen.»
Bis zu 350 Passagiere und 120 Autos könnten etwa jene Fähren, die zwischen den Orten Lavik und Oppedal pendelt, mitnehmen. «Eine Win-Win-Situation für Umwelt und Wirtschaft», so Flach.
Auch Schweizer Schifffahrt betroffen
Wer das Binnenland Schweiz dabei nicht in der Verantwortung sieht, wird von Flach eines Besseren belehrt.
«Die Schweiz ist bei den Eignern von Schiffsraum auf dem zweiten oder dritten Platz. Damit ist nicht die Anzahl Schiffen mit Heimathafen Basel gemeint, das sind vergleichsweise wenige. Sondern die kumulierte Fläche. Das grösste Frachtschiff der Welt ist eben vom Stapel gelaufen. Es gehört der Genfer Reederei MSC.»
Flach hat darum nun ein Postulat verfasst. Im Sinne einer «nachhaltigen Verkehrspolitik» möchte er vom Bundesrat wissen, welches Potenzial bei der Schifffahrt liege.
«Bei meinem Vorstoss dachte ich an die Fähren, die motorisierte Hobbyschifffahrt, aber auch an die Schifffahrt generell. Technologisch wäre heute schon einiges möglich, selbst bei der Hochseeschifffahrt», so Flach gegenüber Nau. Geprüft werden könnte beispielsweise, ob die ABB «moderne Elektroantriebe und Speicher für grosse und kleine Schiffe» liefern könnte.
Die Relativierung
Schiffsreisen sind allerdings noch immer umweltfreundlicher, als das Fliegen. Denn der CO2-Ausstoss mit in Relation gestellt werden zur Menge an Gütern – und Menschen – die per Schiff transportiert werden. Aktuell wird knapp 90 Prozent des Welthandels auf dem Wasserweg getätigt.