Piloten des Airbus A220 müssen in grosser Höhe vom Gas gehen
Beim Airbus A220 gab es zuletzt Triebwerksstörungen. Piloten des Problemfliegers dürfen nun vorerst im Reiseflug nicht vollen Schub geben.
Das Wichtigste in Kürze
- In den letzten Monaten haben neue Airbus-Flugzeuge der Swiss Triebwerkspannen erlitten.
- Nun hat der Hersteller Airbus Canada reagiert und eine Handlungsanweisung herausgegeben.
- Piloten des Problemfliegers A220 dürfen vorerst im Reiseflug nicht vollen Schub geben.
Die Piloten des Problemfliegers Airbus A220 dürfen im Reiseflug vorläufig nicht vollen Schub geben. Der Hersteller Airbus Canada und die kanadische Flugsicherheitsbehörde haben eine entsprechende Handlungsanweisung herausgegeben. Diese ist am Montag vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) veröffentlicht worden.
Die neuen Airbus-Flugzeuge der Swiss haben in den letzten Monaten mehrere Triebwerkspannen erlitten. Im August etwa verlor eine Maschine auf dem Weg nach London über Frankreich Triebwerksteile und musste in Paris zwischenlanden.
Mitte Oktober groundete die Swiss die gesamte Flotte der C-Series, wie der Airbus A220 auch genannt wird. Nach einer Inspektion gingen die 29 Flugzeuge wieder in Betrieb. Die Triebwerke seien in einwandfreiem Zustand, teilte die Swiss damals mit.
Hinweise auf Ursache der Probleme gefunden
Nun hat die Untersuchung erste Hinweise auf die Ursache der Probleme ergeben. In der Handlungsanweisung werden die Piloten angewiesen, auf einer Höhe über 29'000 Fuss höchstens 94 Prozent Schub zu geben. Die automatische Schubkontrolle muss ausgeschaltet werden.
Steigflüge in grosser Höhe bei vollem Schub könnten zu einem Ausfall des Triebwerks und einer Beschädigung des Flugzeugs führen. So heisst es in der so genannten Lufttüchtigkeitsanweisung. Die Schubbegrenzung wird im neuen Flughandbuch des Airbus A220 festgehalten.
Zusätzlich soll das Flugzeug bei Wetterbedingungen, in welchen eine Vereisung möglich ist, nicht über 35'000 Fuss Höhe geflogen werden. Gemäss dem Hersteller kann das Einschalten der Enteisungsanlage auf dieser Höhe zur Überhitzung des Triebwerks führen. Ausserdem kann es den Feueralarm auslösen, was zu einem Abbruch des Fluges führt.
Untersuchung des Airbus A220
Über die zugrundeliegende Ursache für die Triebwerksprobleme werden keine Angaben gemacht. Die Untersuchungen dauerten an, heisst es in der Lufttüchtigkeitsanweisung. Ein sicherer Flugbetrieb sei gewährleistet, sagte Swiss-Chef Thomas Klühr im Interview mit dem «Blick». Es wäre aber ein besseres Gefühl, wenn man die genaue Ursache schon wüsste.
Die Lufttüchtigkeitsanweisung sei aufgrund der Erfahrungen der Swiss herausgegeben worden, hiess es beim Bazl auf Anfrage. Es handle sich um eine weitere Vorsichtsmassnahme, die im Zusammenhang mit den Triebwerksproblemen ergriffen worden sei.
Die Swiss war Erstkundin der C-Series, sie fliegt seit 2016 mit Maschinen dieses Typs. Die 29 Flugzeuge machen knapp die Hälfe der Europaflotte der Fluggesellschaft aus.
Diese stammen vom kanadischen Unternehmen Bombardier, das seine Mittelstreckenjets mittlerweile an Airbus verkauft hat. Deshalb erhielten die Maschinen auch die Airbus-Nomenklatur A220. Die Triebwerke werden Pratt & Whitney hergestellt.