SBB: Mindestens weitere 36 Verletzte wegen defekter Zugtüren
Vor einem Jahr wurde ein Zugbegleiter durch eine defekte Tür tödlich verletzt. Die SBB kündigten Kontrollen an. Doch noch immer werden Personen verletzt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Baden AG wurde 2019 ein Zugbegleiter durch eine defekte Zugtüre tödlich verletzt.
- Die SBB versprachen Kontrollen und Massnahmen, um solche Unfälle in Zukunft zu verhindern.
- Doch: Noch immer kommt es mehrmals pro Monat zu solchen Vorfällen.
Der tragische Unfall eines SBB-Zugbegleiters erschütterte vor etwas mehr als einem Jahr die Schweiz. Sein Arm wurde bei der Abfahrt in Baden AG zwischen zwei sich schliessenden Zugtüren eingeklemmt. Er wurde mitgeschleift und dabei tödlich verletzt.
Die SBB versprachen anschliessend, den Einklemmschutz aller Türen zu kontrollieren. Das Bundesamt für Verkehr BAV forderte Sofortmassnahmen, die Sust leitete eine Untersuchung ein.
Ende August 2019 verschickten die SBB dann eine Medienmitteilung. Die Sicherheit bei den Zugtüren sei nun gewährleistet. Wie eine Recherche des «K-Tipp» aufdeckt, stimmt dies jedoch nicht. Seit dem tödlichen Unfall im August 2019 kam es mindestens 36 Mal zu Unfällen wegen defekten Zugtüren.
Verkehrspersonal kennt Problem
Bei den betroffenen Zugtypen handelt es sich nicht nur um ältere Waggons des Typs EW 4, welcher zum tödlichen Unfall vor einem Jahr führte. Auch neuere S-Bahn-Züge sind von Defekten betroffen, wie der «K-Tipp» schreibt.
35 Mal wurden Passagiere durch defekte Türen in SBB-Zügen verletzt. Auch ein Mitarbeiter wurde eingeklemmt. Die Unfallursache wird in allen Fällen als «Technischer Defekt Reisezugwagen – Tür/Türsteuerung» angegeben. Mit anderen Worten: Die Personen wurden von sich unvermittelt schliessenden Türen eingeklemmt.
Die Vorfälle zeigen: Der Einklemmschutz, der dazu führen sollte, dass sich die Tür bei Widerstand wieder öffnet, funktioniert auch jetzt nicht einwandfrei. Dem Zugpersonal sind diese Missstände bekannt. Jürg Hurni von der Gewerkschaft des Verkehrspersonals sagt gegenüber dem «K-Tipp», dass das Personal schon seit einem Jahr Verbesserungen fordere.
SBB schieben Teilschuld auf Passagiere
Die SBB schieben eine Teilschuld für die Unfälle auf die Passagiere. Obwohl jeder Fall, bei dem eine Person verletzt werde, einer zu viel sei, sei es wichtig, dass Reisende nicht versuchen würden, eine sich schliessende Türe aufzuhalten.