Schweizer Autokäufer greifen trotz Krise zu alternativen Antrieben
Schweizer Neuwagenhändler leiden unter der Corona-Pandemie. Der Beliebtheit von Autos mit alternativen Antrieben tut die Krise hierzulande aber keinen Abbruch.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Neuwagenhändler leiden unter den Folgen der Corona-Pandemie.
- Trotzdem bleiben Fahrzeuge mit alternativem Antrieb hierzulande weiter beliebt.
- Das Absatzhoch aus dem Jahr 2017 dürfte aber wohl erst 2025 wieder erreicht werden.
Der weltweite Automarkt ist im Umbruch. Die bereits angeschlagenen Schweizer Neuwagenhändler traf die Coronapandemie dabei mit voller Breitseite. Der Beliebtheit von Autos mit alternativen Antrieben tut die Krise zumindest hierzulande aber keinen Abbruch.
Nur die Stärksten werden die Coronakrise überleben und im momentan herrschenden «automobilen Super-Darwinismus» das Rennen um Zukunftstechnologien gewinnen. So lautet der dramatische Befund der kürzlich veröffentlichten Sektorstudie «Global Automotive Outlook 2020» des Beratungsunternehmens AlixPartners.
Absatzhoch wohl erst 2025 wieder erreichbar
«Wir erleben einen nie dagewesenen Einbruch am Automobilmarkt. Die Absatzzahlen liegen unter denjenigen nach der Finanzkrise 2008», fasst Elmar Kades, Automobilexperte von AlixPartners, die Lage zusammen.
«Die globalen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind so dramatisch, als wäre ein Markt von der Grösse Europas über Nacht verschwunden.» Dies ergänzt Jens Haas, Restrukturierungsexperte beim Beratungsunternehmen. Es werde daher zwangsläufig zu noch mehr Werksschliessungen, Entlassungen sowie Verschiebungen von Investitionen kommen.
Gemäss den Prognosen dürften die Hersteller und Zulieferer nochmals sehr schwierige Jahre vor sich haben: «Das Absatzhoch von 2017 mit 94 Millionen verkauften Fahrzeugen dürfte erst nach 2025 wieder erreicht werden.» So lautet die Prognose für die weltweiten Autoverkäufe.
Daher seien nur die finanz- und innovationsstarken Hersteller und Zulieferer fähig, die bevorstehende Marktbereinigung zu überleben. An Fahrt aufnehmen dürfte die Branche dann erst wieder nach einer Phase reduzierter Fusions-Aktivitäten, heisst es im Bericht. Für die Studie wurden Bilanzen von mehr als 300 Automobilherstellern und -zulieferern ausgewertet sowie Experteninterviews und Konsumentenumfragen durchgeführt.
Das Ergebnis: Eine Reduktion auf unter zehn Autohersteller sei möglich. Diese würden sich die übriggebliebenen Krümel der Automobilindustrie, die von AlixPartners als CASE-Markt bezeichnet werden, untereinander aufteilen.
Autojahr 2020 das schlechteste Jahr seit 1970
CASE steht dabei für Connected, Autonomous, Shared, Electric. Verbundene und autonom fahrende Autos, die geteilt werden und vor allem elektrisch angetrieben werden. Die Krise dürfte also immerhin die alternativen Antriebe nicht ausbremsen.
Das Autojahr 2020 dürfte laut dem Verband das «schlechteste Jahr seit der Öl-Krise Mitte der 1970er Jahre» werden. Zudem hätten diverse Autobauer für das zweite Halbjahr geplante Markteinführungen bereits auf das kommende Jahr verschoben. Dies betreffe auch Modelle mit alternativen Antrieben, heisst es weiter.
Doch konstatiert auch der Importeur-Verband, dass alternative Antriebe immer noch hoch im Kurs stehen. Laut Auto-Schweiz verfügte mehr als jeder fünfte im ersten Halbjahr 2020 immatrikulierte Personenwagen über einen Hybrid-, Gas-, Wasserstoff- oder Elektroantrieb. Eine Verdoppelung innerhalb von nur zwölf Monaten.
Tiefgreifender Wandel in der Automobilbranche erwartet
Und gerade in der Elektromobilität sehen auch die Experten von AlixPartners künftig noch Wachstumschancen. Der Marktanteil für E-Autos werde bis 2030 global bei 25 Prozent, in Europa sogar bei 37 Prozent erreichen. Davon zeigt sich der Automobilbranchen-Experte Kades überzeugt.
Nichtsdestotrotz stehe die Automobilbranche vor einem tiefgreifenden Wandel, der mit der Entwicklung von E-Autos allein nicht abgeschlossen sei: «Jetzt werden alle Fehlentscheidungen der Vergangenheit und verkrustete Strukturen aufgedeckt. Die Überlebenden der Krise gehen mit neuen, oftmals digitalen Geschäftsmodellen und schlanken Produktportfolios voran», so Kades.