Schweizer Reaktion zu Syrien-Offensive

Die Türkei hat mit ihren Angriffen gegen die Kurden begonnen. Es ist bereits zu mehreren schweren Explosionen gekommen. Der Welt stockt derweil der Atem.

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Nau - Die türkische Armee hat in Syrien eine Bodenoffensive gestartet. Das Ziel: die kurdische YPG-Miliz.

Das Wichtigste in Kürze

  • Trump destabilisiert mit seinem Gruppen-Abzugs-Entscheid die Lage in Syrien.
  • Die Welt verurteilt seine Entscheidung, die Kurden fühlen sich allein gelassen, verraten.
  • Der Bundesrat schweigt bisher, das EDA zeigt sich «besorgt über die Kampfhandlungen».

Die militärische Offensive der Türkei im Nordosten Syriens ist in vollem Gange. US-Präsident Donald Trump hatte vor wenigen Tagen einen teilweisen Rückzug und eine Verschiebung der Truppen in Syrien angekündigt. Gestern Nachmittag kam es dann zu ersten Explosionen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan greift damit die Kurden im Osten an. Er will die gesamte Landesgrenze zu Syrien beherrschen. Kurden verdkündeten denn auch die Generalmobilmachung. Die Kurden fühlen sich von den USA – ihrem ehemaligen Verbündeten – im Stich gelassen.

Nach Bombardierungen türkischer Streitkräfte steigt eine Rauchsäule über der Stadt auf. Die Türkei hat eine Militäroffensive in Nordsyrien begonnen. - dpa

Der Welt stockt der Atem, kritische Stimmen werden laut. Und auch die Kurden in der Schweiz sind verunsichert, haben Angst um ihre Verwandten.

So auch Asthi Amir. Viele seiner Verwandten leben noch in Afrin. «Was dort gelaufen ist, Plünderungen, Willkür, Verhaftungen, auch Tötungen, das beunruhigt die Bevölkerung», sagt er zu «10 vor 10». Letzte Woche sei ein Verwandter von ihm getötet worden. Auch die Menschen, die ausserhalb Afrins leben, «haben enorme Angst vor Angriffen».

Oder auch der in Basel lebende Mustafa. Er spricht von Verrat und erklärt gegenüber «SRF», die Kurden würden allein gelassen.

Soldaten der von der Türkei unterstützten Streitkräfte der «Freien Syrischen Armee» trainieren an einem Kletternetz während eines militärischen Manövers in Vorbereitung auf einen möglichen türkischen Angriff auf kurdische Kämpfer in Syrien in der Nähe von Azaz. - dpa

Der Bundesrat hat sich bisher mit einer Stellungnahme noch zurückgehalten. Am Mittwoch meldete das EDA von Ignazio Cassis in einem Communiqué: «Die Schweiz ist sehr besorgt über die militärischen Kampfhandlungen im Nordosten Syriens.» Die Konfliktparteien würden dazu aufgerufen, von militärischen Kampfhandlungen abzusehen und das Völker-, sowie das humanitäre Recht zu respektieren. Zivilisten müssten unbedingt geschützt werden.

So reagiert BDP-Nationalrat Bernhard Guhl auf das Communiqué des EDA. - Screenshot Twitter

Die Reaktion des EDA fällt damit relativ milde aus. Die EU beispielsweise hatte in ihrer Stellungnahme die Türkei direkt angeprangert.

Auch Amnestiy International hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet. Die Aussagen klingen recht ähnlich wie diejenigen des EDA. «Eine weitere humanitäre Katastrophe in Syrien muss verhindert werden. Alle bewaffneten Truppen müssen internationales Recht und Menschenrechte achten.»

Um Druck gegen die Regierung aufzubauen, finden deshalb heute Donnerstag in St.Gallen und am Samstag in Zürich auf dem Helvetiaplatz bewilligte nationale Demonstrationen statt.

US-Militärfahrzeuge, die eine Hauptstrasse im Nordosten Syriens entlang fahren. Die amerikanischen Truppen haben sich aus dem Grenzgebiet zurückgezogen. - dpa