Schweizer sprechen schlechter Englisch als gedacht

Schweizer sprechen gutes Englisch, möchte man meinen. Und die mit Anglizismen um sich werfende Jugend besser als die Alten. Falsch gedacht.

Ein Schüler hebt die Hand. Und Schweizer sprechen ein schlechteres Englisch als gedacht. (Symbolbild) - Marijan Murat/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Im English Profiency Index der Sprachschule EF schneidet die Schweiz bescheiden ab.
  • Die Schweiz landet weltweit auf Platz 29, europaweit auf Platz 23.
  • Ältere schneiden besser ab als Jüngere und Männer besser als Frauen.

Das legendäre «CNN»-Interview von Ueli Maurer 2019 dürfte noch vielen im Gedächtnis herumschwirren. Der damalige Schweizer Bundespräsident spricht im Interview über die USA-Iran-Beziehungen, ein heisses Eisen. Wobei sprechen etwas viel gesagt ist.

Ueli Maurer: «I can nothing say to this.»

Maurers Englischnote: ungenügend. Der Bundespräsident erntet viel Spott für seine holprigen Sprechversuche. Dabei dürften viele, die Maurer 2019 ausgelacht hatten, selbst Probleme haben.

Wie eine Rangliste der Sprachschule EF zeigt, ist die Schweiz in Sachen Englischkenntnisse nicht gerade Weltklasse. Gerade einmal Platz 23 von 35 in Europa. Die «Sonntagszeitung» berichtete als erste.

Die Ergebnisse im Überblick

Global schafft es die Schweiz auf Platz 29 von 111 Ländern, hinter Nigeria und vor Argentinien. Man hat es gerade noch in die Kategorie «gut» geschafft. Im deutschsprachigen Raum ist die Schweiz Schlusslicht. Von unseren Nachbarn schneiden nur Italien (Platz 32) und Frankreich (Platz 34) schlechter ab.

Angeführt wird die Länderliste von den Niederlanden, gefolgt von Singapur und Österreich. Die letzten Plätze belegen der Jemen, die Demokratische Repulbik Kongo und Laos.

Zürich schafft es international gerade noch in die Top-Ten. Mit dem neunten Rang liegen die Zürcher vor Weltstädten wie Paris (Platz 21) oder Hongkong (Platz 29). Aber auch hinter Städten wie Zagreb (Platz 4) oder Lissabon (Platz 8).

Im Schweizer Vergleich schneidet der Kanton Zürich wenig überraschend am besten ab, gefolgt von Basel-Stadt und Thurgau. Am Ende der Liste stehen das Tessin, Wallis und Freiburg.

Alte schneiden besser ab als Junge, Männer besser als Frauen

Überraschend: In der Schweiz sind es nicht die Jungen, die das beste Englisch sprechen. Das sind die 31- bis 40-Jährigen, gefolgt von den Über-41-Jährigen. Die 18- bis 20-Jährigen schneiden am schlechtesten ab.

Zudem stellt EF fest, dass die Älteren die «grössten Fortschritte» machten, bei den jüngeren sehe es hingegen «weniger rosig» aus. Bei den 21- bis 25-Jährigen sei kein Unterschied zu den Ergebnissen von 2015 festzustellen, die Jüngsten verschlechterten sich gar.

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Weiter haben Frauen in der Schweiz schlechter abgeschnitten als Männer. Europa- und weltweit ergibt sich dasselbe Bild. Im vergangenen Jahrzehnt habe EF bei Männern «stetig steigende Englischkenntnisse» festgestellt, während die Fähigkeiten der Frauen «stabil geblieben» seien. Weltweit hätten die Männer die Frauen letztes Jahr zum ersten Mal überholt, der Abstand habe sich dieses Jahr vergrössert.

Basis für den English Proficiency Index ist ein standardisierter Test, den EF-Schülerinnen und -Schüler weltweit ausgefüllt haben. Insgesamt haben 2,1 Millionen Menschen den Test ausgefüllt, 55 Prozent davon Frauen, 45 Prozent Männer. Das Medianalter lag bei 25 Jahren.