Ukraine-Krieg: Flüchtlinge reisen trotz Strommangel-Warnung heim
Der Schutzstatus S von Tausenden aus dem Ukraine-Krieg Geflüchteten ist abgelaufen. Viele kehren nun nach Hause zurück. Trotz Warnung vor Strommangel im Winter.
Das Wichtigste in Kürze
- Aufgrund der zerstörten Infrastruktur warnt die Ukraine Flüchtlinge vor einer Rückkehr.
- Sie hören dabei aber eher auf Freunde und Familie vor Ort, als auf die Regierung.
- In der Ukraine herrscht derzeit Strommangel, nun kommt der Winter.
Bis Ende September haben 65'467 aus dem Ukraine-Krieg geflüchtete Personen in der Schweiz den Schutzstatus S erhalten. Wie das Staatssekretariat für Migration vergangene Woche mitteilte, ist dieser bei rund jeder zwanzigsten Person allerdings wieder erloschen.
In den meisten Fällen geschieht dies auf eigenen Wunsch – auch wenn der Ukraine-Krieg weiter tobt. Denn: Viele kehren freiwillig nach Hause zurück.
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Doch die Ukraine warnt. Kürzlich startete sie eine Kampagne gegen eine Rückkehr von Geflüchteten. «Wenn sich die Möglichkeit bietet, bleiben Sie und verbringen Sie den Winter im Ausland!», sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk letzten Dienstag in Kiew im landesweiten Fernsehen.
Rückkehrer sollen bis im Frühling warten
Der Grund: Die verstärkten russischen Angriffe im Ukraine-Krieg führten zu massiven Schäden an der Infrastruktur des Landes – auch abseits der Frontlinien. Es herrscht Strommangel, es kann kaum geheizt werden. Deshalb sollten die Rückkehrer bis im Frühjahr warten.
Trotzdem: «Die allermeisten Geflüchteten haben ihre Entscheidung bereits getroffen», meint Sasha Volkov vom Ukrainischen Verein der Schweiz. Diejenigen, die zurückwollen, seien meist bereits in die Ukraine gereist.
Auch laut der Heilsarmee beachten die Geflüchteten kaum die Warnung der Regierung, im Ausland zu bleiben. «Sie hören lieber auf Verwandte, Freunde oder Nachbarn, um die Situation einzuschätzen», schreibt die Organisation auf Anfrage.
Angriffe auf Infrastruktur im Ukraine-Krieg «nicht unerwartet»
Den Rückkehrern sei durchaus bewusst, was sie in der Heimat im Winter erwartet, so Volkov: «Die brutalen russischen Angriffe auf die kritische Energieinfrastruktur waren für die meisten nicht unerwartet.»
So blieben meist jene Menschen, die redundante Heizungsanlagen oder Backup-Energiequellen hätten, zu Hause. «Wie zum Beispiel meine Eltern, die in der Nähe von Kiew leben», sagt Volkov.
«Jene, die wissen, dass sie solche Vorteile nicht haben, bleiben eher im Ausland, wie meine Schwiegereltern. Sie sind gerade vor ein paar Tagen in die Schweiz zum Überwintern zurückgekehrt, weil ihre Heizungsanlage alleine mit Gas funktioniert.»
Dazu kommen weitere Faktoren. «Einige haben zum Beispiel Familienmitglieder, die sie nicht allein dort lassen können», so die Heilsarmee.