Verschwörungstheorien haben durch Mpox neuen Aufwind in der Schweiz

Die WHO hat die weltweite Notlage aufgrund des Mpox-Virus ausgerufen. Seither überschlagen sich Schweizer Telegram-Kanäle mit neuen Verschwörungstheorien.

Verschwörungstheorien gibt es schon lange und meistens halten sich diese sehr hartnäckig. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der Corona-Pandemie wird das Mpox-Virus immer mehr zum Thema bei Fachleuten.
  • Und wieder werden in extremistischen Telegram-Kanälen die Emotionen geschürt.
  • Fachleute haben das faktenfreie Treiben unter die Lupe genommen.

Während der Corona-Pandemie kursierten zahlreiche Verschwörungstheorien. Einige Beispiele gefällig? Es wurde etwa behauptet, dass Bill Gates die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kontrolliere und sich diese über die Souveränität der Nationalstaaten stelle. Oder: Pandemien würden angeblich durch Gifte ausgelöst, die in Labors des Pentagon entwickelt wurden. Die Impfstoffe wiederum wurden als tödliche Waffen bezeichnet.

Die Corona-Pandemie ist zwar mittlerweile einige Jahre her, doch oben genannte Verschwörungstheorien erleben gerade einen zweiten Frühling. Weil nämlich die WHO vor zwei Wochen die weltweite Notlage wegen des Mpox-Virus ausgerufen hat, häufen sich in Schweizer Telegram-Kanälen auch die Narrativen um unbelegte Behauptungen, die als Fakten verbreitet werden.

Bill Gates ist seit der Corona-Pandemie immer wieder im Fokus von Verschwörungstheoretiker. - Justin Tallis/Pool AP/dpa

Zu diesem Befund kommen Fachleute der unabhängigen Medienorganisation «Fairmedia», die hunderte solche Kanäle beobachten. In diesen Kanälen wird etwa ein Video verbreitet, dass suggeriert, dass die Medien Mpox gleich darstellen würden, wie damals Covid-19. Dabei wird impliziert, dass die Massnahmen und Reaktionen übertrieben oder manipuliert seien. Andere behaupten, die Symptome von Mpox seien eigentlich eine Nebenwirkung der Corona-Impfung.

37 Prozent der Schweizer weisen eine Verschwörungsmentalität auf

In dem aktuellen Beitrag dazu, wird zudem erwähnt, dass die Verschwörungsmentalität erneut zugenommen hat – auch in der Politik. Laut einer Untersuchung der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften weisen demnach gegenwärtig knapp 37 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz eine Verschwörungsmentalität auf. Das ist etwas höher als vor der Corona-Pandemie. Während der Pandemie war der Anteil vorübergehend auf 27 Prozent gesunken.

Dirk Baier, der Verfasser der Studie, ist nicht überrascht, dass derzeit so viele Verschwörungstheorien um Mpox kursieren. Er erklärt in dem Bericht: «Die Grundeinstellung von verschwörungstheoretisch denkenden Menschen ist, dass das vorherrschende Narrativ zu einem bedeutsamen relevanten Ereignis falsch ist und die Eliten in Politik, Medien und Wissenschaft gemeinsam unter einer Decke stecken.»

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Laut Baier ist die «verschwörungstheoretische Szene» stets auf der Suche nach «neuen Themen» oder «neuen Beweisen» für ihre Sichtweise. Diese Kreise seien dann auch «froh» gewesen, dass die Gesellschaft nach der Pandemie sogleich mit «neuen Ereignissen» beschäftigt wurde, «die man als verschwörungstheoretisch interpretieren konnte». Baier erwähnt hier unter anderem den Ukraine-Krieg oder eben nun Mpox.

Verschwörungsmentalität hat reale Konsequenzen für Politik

Wie es in dem Bericht weiter heisst, hat die Verbreitung dieser Mentalität reale Konsequenzen für die Politik in der Schweiz. So würden etwa gegenwärtig Unterschriften für die Souveränitätsinitiative gesammelt. Diese soll gemäss den Initianten die Souveränität der Schweiz vor «supranationalen Organisationen» wie der EU und der WHO schützen.

Besonders die WHO wird im Kurzargumentarium der Initianten aufs Korn genommen. Dort heisst es nämlich, dass diese «menschenverachtende Zwangsmassnahmen wie Lockdowns oder einen Impfzwang verhängen» wolle und Zensur betreiben. Es sind Aussagen, die allesamt widerlegt sind.

Nicolas Rimoldi von «Massvoll» hat, wie die Junge SVP, aufgrund der Schüsse Strafanzeige eingereicht. - keystone

Kaum überraschend setzt sich das Initiativkomitee aus bekannten Massnahmengegnern wie Nicolas Rimoldi zusammen. Aber auch Nationalräte wie Andreas Glarner (SVP), Andreas Gafner (EDU) sowie Lorenzo Quadri (Lega dei Ticiniesi) sind im Komitee vertreten.