Weder Fisch, noch Vogel. Oder?

Neue Freunde, erster Sex und harte Drogen: Mia steckt mitten in der Pubertät. Dabei wird ihr Körper vom Mädchen zu etwas – Neuem. Ein Schweizer Film, den man sehen muss. Sofort.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mia (Luna Wedler) steckt mitten in der Pubertät. Doch die Veränderungen in ihrem Körper greifen tiefer.
  • Drogen, Sex, Freundschaft und Verzweiflung: Alles in gestochen scharfen Bildern und mit äusserst präzisem Spiel.
  • Das Debüt von Regisseurin Lisa Brühlmann war der grosse Gewinner am Zürich Filmfestival und räumte Preis um Preis ab.

Einzelkind Mia (Luna Wedler) ist 15 und gerade umgezogen. Rasch macht sie die Cool Kids ihrer Klasse aus – und setzt alles daran, dazu zu gehören. Am meisten fasziniert sie Gianna (Instagramm-Darling Zoë Pastelle Holthuizen), mit ihren langen Haaren zahllosen Erfahrungen, tollen Kleidern und einem Führungstalent, dem selbst die ganz harten Jungs erliegen. Und Gianna beisst tatsächlich an. Jetzt entspinnt sich ein kleiner Teenager-Traum aus Parties bei Sonnenuntergang, Würgespielen, Alkohol, Drogen im Conny-Land, erstem Sex und echter Freundschaft.

Je öfter Mia mit ihren neuen Freunden um die Häuser zieht, umso fremder werden ihr die Eltern. So weit, so altbekannt. Doch die erste Menstruation setzt eine Verwandlung in Gang, für die «Pubertät» eine masslose Untertreibung ist. Mia gelüstet nach rohem Fleisch und Mamas Aquarium-Fischen, sie ist agressiv, ihre Füsse wachsen zusammen und die Beine beginnen zu schuppen. Denn aus dem Mädchen Mia wird keine Frau…

Preisgekrönt und beschämend präzise

Regisseurin Lisa Ivana Brühlmann haben wir vor der Kamera kennengelernt, etwa als Miss Alpin bei «Missenmassaker». «Blue My Mind» ist ihr erstes Mal dahinter. Und was für eines! Schnörkellos treibt sie die verstörende Verwandlung von Mia voran und zeichnet die Figuren ihrer Generation Yolo so präzise, dass kein Spiel unsicher, kein Satz aufgesetzt und keine Bewegung zu viel ist. Damit gelingt ihr, woran der Schweizer Film oft scheitert: Der Zuschauer hat das Gefühl, es werde „teäterlet“. Aber nicht hier, nicht jetzt. Nicht, wenn die Kamera unerbittlich hinsieht, während eine herausragende Luna Wedler (18) alle älteren Schauspieler an die Wand spielt. Ein Stück Coming of Age hinter Instagramm-Filtern und Blautönen. Und dahinter rauscht das Meer.

Am Zürich Filmfestival räumte Brühlmann mit ihrem Erstling gleich drei Preise ab: Den Preis der Hauptjury, den Preis der Filmkritiker und den erstmals vergebenen Preis der Zürcher Kirchen.

★★★★☆      
Ab dem 9. November im Kino.

Something's fishy.