Wie Jugendliche in der An'Nur-Moschee radikalisiert werden
Die An'Nur-Moschee in Winterthur ZH ist im Fokus wegen salafistischer Prediger. Diese manipulieren bereits die Jungen. Acht davon stehen bald vor Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Nächste Woche stehen acht Jugendliche in Winterthur vor Gericht.
- Die Jugendgruppe der An'Nur-Moschee soll sie radikalisiert haben.
- Salafisten und IS-Sympathisanten würden die Jugendlichen einer Gehirnwäsche unterziehen.
Ein eigenes Zimmer mit Playstation und Fernseher, Extramenüs mit viel Fleisch und viel Fisch und Proteinshakes, von seiner Mutter und Schwestern zubereitet. Hier beschrieben wird das Zuhause von Junis, ein 19-Jähriger aus Winterthur ZH. Sein Leben dominieren sein Muskelaufbau – und der Islam. Junis ist Teil der Jugendgruppe der An'Nur-Moschee und steht mit sieben weiteren Jugendlichen nächste Woche vor dem Bezirksgericht. Insgesamt hat die Gruppe 24 Mitglieder. Ihnen wird Freiheitsberaubung und Drohung vorgeworfen. Auslöser für deren mutmassliche Delikte dürften salfistische Predigten, islamistische Propagandavideos und Kontakte zu IS-Anhängern sein.
Junis ist der wichtigste in der Familie – er ist der älteste Sohn und bekommt alles, was er von seinen Eltern und Geschwistern verlangt. Immer wieder ist er übermüdet. Grund dafür ist seine Faszination zum Islam und zum Islamischen Staat, wie sich aus einer Reportage des «Tages-Anzeiger» resultiert. Im Winterthurer Gotteshaus würde ihm radikales Gedankengut vermittelt, er werde gar manipuliert. Mit der Aussicht, es gebe etwas Besseres als Muskeltraining: sich in die Luft sprengen im Namen Allahs – gegen Ungläubige: Juden, Kreuzritter und Schiiten.
Ein «besserer Muslim» werden
«Die Oberhand gehört den Muslimen, und der Sieg ist nahe.» Solche Botschaften erreichen ihn tagtäglich via Social Media. Dort tut er offen seine Sympathien zum IS kund. Die jungen Muslime sollen jeden Kontakt mit Andersgläubigen abbrechen. Durch Isolation wollen die Imame eine Gehirnwäsche erreichen. Gegen manche der Imame wird bereits ermittelt oder sie standen vor Gericht. Ein Imam wurde des Landes verwiesen. Vorwürfe, man würde sich nicht genug nach dem Koran ausrichten, sollen die Teenager dazu anspornen, ein «noch besserer Muslim» zu werden.
In der Schule oder bei der Arbeit fällt Junis auf: er lasse seine Wut gegen Ungläubige aus – vor allem früher – oder kremple seine Hosen hoch: ein Symbol für Mohammed. Schulisch liessen seine Leistungen zu wünschen übrig und er war in mehreren Prügeleien verwickelt. In der Gruppe suchten die Jugendlichen Orientierung, Identität und Geborgenheit.
Auch wenn Junis und seine Eltern offensichtlich alles andere als integriert sind; sie besitzen den Schweizer Pass. Mit Sanktionen mussten die Jugendlichen bislang kaum rechnen. Gemeindepolitiker sprechen von einer Machtlosigkeit der Institutionen. Beim Prozess von nächster Woche handelt es sich um ein erster solcher Art – ein Prozess mit radikalisierten Jugendlichen.