Wohnung und Essen: Für Arme wird's in der Schweiz immer enger

In Windisch AG müssen Dutzende Mieter ihre Wohnungen wegen eines Umbaus verlassen. Experten sind besorgt: Für Arme wird die Wohnungssuche immer schwieriger.

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Aus diesenWohnungen in Windisch AG sollen Asylunterkünfte werden. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • 49 Mieter müssen in Windisch ihre Wohnungen verlassen.
  • Die Wohnraumknappheit trifft vor allem Arme – Experten zeigen sich besorgt.
  • Denn: Schweizer Sozialhilfeempfänger haben zunehmend Mühe, eine Wohnung zu finden.

Es ist ein Vorfall, der seit Tagen für Aufsehen sorgt: In Windisch AG müssen 49 Mieter ihre Wohnungen verlassen, weil ein Umbau geplant ist und zwischenzeitlich eine Asylunterkunft entstehen soll.

Bitter: Betroffen sind viele ärmere Menschen. Die Wohnungen sind günstig – oder waren es. Einer der Mieter ist der 32-jährige Sozialhilfebezüger Björn. Er hatte Glück: Er hat bereits ein Angebot für eine neue Wohnung erhalten, wie er gegenüber Nau.ch erklärte.

Doch so glimpflich geht die Situation in Zeiten der Wohnungsnot nicht für alle Armutsbetroffenen aus. Für Arme wird es in der Schweiz immer enger.

Sozialhilfebezügerin muss in Zelt wohnen

Das zeigt ein Beispiel aus dem Kanton Wallis: Dort musste eine Sozialhilfe-Empfängerin im Frühling 2022 ihr Häuschen verlassen. Mit ihren Hunden und ihrer Tochter endete sie in einem Zelt auf dem Campingplatz Visp.

«Wie für viele in der gesellschaftlichen Mitte wird es gerade auch für Bedürftige tendenziell schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden.» Das sagt Valérie Vouillamoz von der Walliser Vereinigung der sozialmedizinischen Zentren SMZ zu Nau.ch.

Hatten Sie schon einmal Mühe, eine neue Wohnung zu finden?

Das dürfte sich in der gesamten Schweiz abzeichnen. Ingrid Hess von der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe SKOS vermutet: «Wenn man die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt betrachtet, so ist davon auszugehen, dass die Umstände für Armutsbetroffene schwieriger geworden sind.»

Es hänge vom Immobilienmarkt ab, sagt sie zu Nau.ch. «Ich kann nur vermuten, dass die Situation in den kommenden Jahren vermutlich sehr angespannt bleiben wird.» Denn die Preise würden wahrscheinlich weiter steigen.

«Dürfte schwieriger werden, Wohnung zu finden»

«Es ist definitiv ein grosses Problem für Sozialhilfebeziehende, neue Wohnungen zu finden», sagt auch Lorenz Bertsch vom Hilfswerk Caritas. «Jedoch betrifft das alle Menschen, die am Existenzminimum leben.»

Ein Problem: «Der Sozialhilfesatz ist zu tief und die Mieten werden immer teurer.» Auch Bertsch glaubt, dass sich die Situation künftig verschärfen könnte. «Es dürfte für Sozialhilfebeziehende noch schwieriger werden, neue Wohnungen zu finden.»

Mehr Sozialhilfe-Empfänger brauchen Essensunterstützung

Aber nicht nur die Wohnungssuche ist schwierig – auch das Loch im Portemonnaie wird grösser. Wie Nora Hunziker von der Berner Gassenarbeit sagt, brauchen immer mehr Sozialhilfe-Empfänger zusätzliche Unterstützung durch Zugangskarten für beispielsweise Caritas-Märkte. Dort können Armutsbetroffene günstige Lebensmittel einkaufen.

Für Hunziker nicht verwunderlich. So sei etwa im Kanton Bern der Grundbedarf bei der Sozialhilfe trotz Teuerung seit 2011 nicht angepasst worden.

Hunziker stellt fest: «Wenn die Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen und so weiter nicht wie die Teuerung ansteigen, dann reicht es den Menschen eben nicht mehr.»

Kommentare

User #8852 (nicht angemeldet)

Wählen sie immer noch links, wer ist denn schuld am malheur in der ganzen Schweiz, ist doch gerade ihre Partei die Linken

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