Asyl: 7000 freie Plätze – wieso müssen Mieter aus Wohnungen?
49 Mietparteien müssen in Windisch AG einer Asylunterkunft weichen. Schweizweit gibt es noch über 7000 freie Flüchtlings-Plätze. Das sorgt für Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- In Windisch AG soll eine Asylunterkunft entstehen.
- Dafür werden Mieter aus ihren Wohnungen geworfen – obwohl es noch freie Plätze gibt.
- Diese will der Bund aber nicht freigeben. Es handle sich um einen «Puffer».
Aktuell sorgt die Aargauer Gemeinde Windisch für Aufsehen: Insgesamt müssen 49 Mietparteien ihr Zuhause verlassen – in den Liegenschaften will der Kanton Flüchtlinge unterbringen. Die rausgeworfenen Mieterinnen und Mieter sind fassungslos und kämpfen darum, in ihren Wohnungen bleiben zu dürfen.
Es handelt sich bei der Aargauer Gemeinde allerdings um keinen Einzelfall. «Windisch ist exemplarisch für die angespannte Situation. Die Nerven sind angespannt, der Wohnraum knapp», sagt Jörg Kündig, Vizepräsident beim Schweizerischen Gemeindeverband, gegenüber SRF. Man suche «händeringend nach Möglichkeiten, diese Menschen so unterzubringen, dass es der Situation angemessen ist».
Asyl: Bund will freie Plätze nicht freigeben
Nicht nur der Kanton Aargau steht vor der Herausforderung der Unterbringung von Flüchtlingen. Das merkt auch der Bund. Samuel Wyss vom Staatssekretariat für Migration SEM sagt: «Viele Kantone bitten um eine Aufschiebung der Zuweisungen, weil sie an ihre Grenzen stossen.» Man sei laufend auf der Suche nach Unterkünften.
Dabei gäbe es eigentlich noch eine Menge Kapazitäten. Der Bund zählt aktuell über 4000 freie Plätze, und auch andere Kantone könnten noch Personen aufnehmen. Insgesamt verfüge die Schweiz somit über mehr als 7000 freie Plätze.
Kündig vom Gemeindeverband fordert nun, dass «auf Bundesebene Ressourcen freigemacht werden». Einerseits bezüglich des Wohnraums, andererseits auch bei der Betreuung. Er fügt hinzu: «Der Bund könnte sich mehr für Gemeinden einsetzen».
Dieser sträubt sich allerdings. «Diese 4000 Plätze brauchen wir als strategische Reserve», stellt SEM-Sprecher Wyss klar. «Wir wissen nicht, wie sich die Asylzahlen in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln. Wir können diese Plätze nicht einfach so freigeben.»
Der Gemeindeverband findet jedoch: «Wenn der Bund mit Puffern arbeitet, wenn Gemeinden am Anschlag sind, stellt sich schon die Frage, was der Puffer soll.»