YB: Berner Café lässt Regenbogen trotz Hooligans hängen

In Bern werden wegen des Spiels von YB rechte Hooligans aus Belgrad erwartet. Das Café Kairo will die Regenbogen-Fahne deswegen aber nicht abhängen.

Die Fans von Roter Stern Belgrad sind berühmt berüchtigt und als rechtsnationalistisch und gewaltbereit bekannt. Die Spannung in Bern ist wegen dem CL-Spiel gegen YB angespannt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Roter Stern Belgrad spielt heute Dienstag in der Champions League gegen YB.
  • Wegen der serbischen Fans wird einem Lokal empfohlen, die Regenbogen-Flagge abzuhängen.
  • Doch die Wirtin will diese hängen lassen.

Heute Dienstag reisen zahlreiche rechtsnationalistische und gewaltbereite Fans von Roter Stern Belgrad für das CL-Spiel gegen YB nach Bern. Die Spannung in der Hauptstadt ist angespannt. Schon letzte Woche wurde bekannt gegeben, dass die Kantonspolizei Bern mit einem Grossaufgebot präsent sein wird. Im gesamten Kanton werden deshalb sogar die Wachen geschlossen.

Die Kapo hat zudem offenbar Tipps an das Café Kairo abgegeben, wie Reibungen mit den Hooligans vermieden werden können. Dem Lokal im Lorrainequartier wurde demnach nahe gelegt, die Regenbogen-Fahne von der Fassade zu entfernen. Das berichtet die «Berner Zeitung» und beruft sich auf Aussagen der Wirtin Trine Pauli.

Wirtin: Regenbogen-Fahne abhängen wäre «falsches Zeichen»

Doch dieser Empfehlung will das Café Kairo nicht nachkommen, wie Wirtin Trine Pauli am Dienstagnachmittag gegenüber Nau.ch bekräftigt. «Es ist vielleicht ein bisschen stur, aber es wäre ein falsches Zeichen gegenüber unseren queeren Freundinnen und Freunden.»

Im Jahr 2023 sollte es laut Pauli «keine Provokation» mehr sein, wenn man eine Regenbogen-Fahne hisst.

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Während des Spiels von YB will das Lokal wie an einem normalen Abend geöffnet haben. Man werde aber drinnen bleiben und «sicher nicht herausgehen und provozieren», wie Pauli sagt. «Wir werden uns normal verhalten und warten, bis es durch ist.» Gewisse Bedenken habe man aber natürlich schon.

Der Grund für den Vorschlag der Kapo, dürften die Ereignisse vom 21. August 2019 sein. Beim massiven Gewaltausbruch der Belgrad-Hooligans wurden nämlich auch die Gäste des Kairo attackiert. Grund dafür war offenbar die Regenbogen-Fahne an der Fassade, der Angriff gegen das Lokal hatte wahrscheinlich homophobe Gründe.

Kapo Bern: «Werden das Café Kairo schützen»

Von der «BZ» auf das Kairo und die Situation vor dem Spiel von YB angesprochen, heisst es bei der Kapo: «Wenn die Situation es erfordert, schützen wir das Café Kairo.» Mediensprecherin Isabelle Wüthrich betont, dass man das Lokal über das kommende Spiel informiert habe. Dabei hätten die Verantwortlichen gefragt, inwiefern man Unterstützung leisten könne.

Die Polizei habe daraufhin erwähnt, dass das Risiko für Ausschreitungen erhöht sei, wenn die Fahne hänge. Es wurde laut Wüthrich dabei auf den Vorfall im Jahr 2019 verwiesen. Die Kapo-Mediensprecherin betont aber: «Wir haben in keiner Art und Weise verlangt, dass sie abgehängt wird.»

Das Café Kairo in Bern wurde im Jahr 2019 von Hooligans des serbischen Vereins Roter Stern Belgrad angegriffen, weshalb die Kapo Bern dem Lokal angeraten hat, am Dienstag die Regenbogenfahne zu entfernen. - Instagram

Für Café-Kairo Wirtin Pauli verfolgt die Sicherheitsdirektion einen falschen Ansatz: «Wir sollten nicht aus Angst Queerfahnen verstecken», sagt sie zur «BZ». Sie appelliert an die Politik, solche Spiele in Zukunft abzusagen. Und falls dies nicht möglich wäre, sollte wenigstens der Besuch der Hooligans verboten werden.

Hooligan-Verbot laut Sicherheitsdirektor «kaum realistisch»

Ein Besuchsverbot für Hooligans – wie von Wirtin Pauli – gefordert, ist aber laut dem Berner Sicherheitsdirektor kaum realistisch. Um ein Verbot eines Umzugs durchzusetzen, bräuchte es 1000 Polizisten mehr, sagt Reto Nause.

Der Mitte-Politiker betont, dass die Fans ihren Weg ins Stadion trotz Verbot suchen würden. «Das würde auf eine Konfrontation hinauslaufen», sagt Nause. Ein grundsätzliches Verbot des Spiels von Belgrad gegen YB findet er auch nicht verhältnismässig.

Reto Nause, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, kennzeichnet die Anwesenheit der Roter-Stern-Belgrad-Fans am Dienstag als höchste Gefahrenstufe. Die Anspannung vor dem Spiel zwischen YB und Roter Stern ist gross. - keystone

Der Zug für ein Verbot ist im aktuellen Fall aber so oder so abgefahren. De Fans werden heute nach Bern für das Spiel gegen YB anreisen. Das Kairo lässt deshalb verlauten, dass man sich wegen der Gefahrenlage überlegt, trotz Unmut, die Fahne abzuhängen.

Für Wirtin Pauli ist aber wichtig: «Wir wollen die Fahne erst entfernen, wenn die Öffentlichkeit über den Grund Bescheid weiss.» Dass man sich dem Druck homophober Fussballfans fügen müsse, sei ein Unrecht.