Zahl bewaffneter Konflikte weltweit seit 2001 mehr als verdoppelt
Zwischen 2001 und 2016 ist die Zahl «nicht-internationaler bewaffneter Konflikte» von 30 auf über 70 angestiegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl bewaffneter nicht-internationaler Konflikte ist weltweit stark angestiegen.
- Das IKRK muss für eine neue «Kultur der Zurückhaltung» neue Strategien entwickeln.
In den vergangenen sechs Jahren entstanden mehr bewaffnete Gruppen als in den 60 Jahren zuvor. Dies geht aus einem Bericht hervor, den das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Montag in Genf veröffentlichte. Zudem hat sich die Zahl bewaffneter Konflikte weltweit zwischen 2001 und 2016 von 30 auf über 70 mehr als verdoppelt.
Arbeit des IKRK erschwert
Durch diese Entwicklung werde es immer komplizierter, Kämpfer davon zu überzeugen, grundlegende humanitäre Prinzipien einzuhalten. Das IKRK kommunizierte gemäss dem Bericht in der Vergangenheit überwiegend mit nationalen Armeen und gut strukturierten Rebellengruppen, um internationales humanitäres Recht in deren Verhaltensregeln zu verankern. Die Vorgehensweise müsse überarbeitet und an die heute kämpfenden Gruppen angepasst werden.
Das IKRK überwacht massgeblich die Einhaltung der Genfer Konventionen, die Regeln für den Schutz von Menschen enthalten, die nicht an Kampfhandlungen beteiligt sind.
Auch die Zahl der an Konflikten beteiligten Gruppen änderte sich. «Nur ein Drittel der Konflikte findet heute zwischen zwei Parteien statt», während an 44 Prozent der Konflikte «zwischen drei und neun gegnerische Gruppen» beteiligt seien.
Extremes Beispiel sei die libysche Stadt Misrata, in der im Jahr 2011 236 bewaffnete Gruppen gezählt wurden. Und für das Bürgerkriegsland Syrien habe das Carter Center im Jahr 2014 tausend kämpfende Gruppen registriert.
Neue Strategien sind nötig
Angesichts der inzwischen lockereren Kommandostrukturen müsse das IKRK neue Strategien entwickeln, um eine Kultur der Zurückhaltung – vor allem Respekt vor Zivilisten – auf den Schlachtfeldern der Gegenwart durchzusetzen. Jede bewaffnete Gruppe müsse zunächst in ihrer Struktur verstanden werden, bevor sie über humanitäre Regeln aufgeklärt werden könne.
«Die zunehmende Zahl dezentraler Gruppen auf dem Schlachtfeld – oft verbunden mit wechselnden Allianzen – macht Gespräche und Einflussnahme auf allen Seiten schwieriger, aber nicht unmöglich», erklärt das IKRK.