Aktienmärkte bleiben wohl auch im zweiten Halbjahr holprig

Die Aktienmärkte haben sich nach dem Einbruch im März zum Erstaunen vieler Experten schnell wieder erholt. Die Luft nach oben wird jedoch langsam dünn.

Der Leitindex SMI notiert um 9.30 Uhr um 0,01 Prozent tiefer auf 12'005 Punkten. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im März sind die Aktienmärkte Corona-bedingt stark eingebrochen.
  • Davon hat sich die Börse jedoch sehr schnell wieder erholt.
  • Trotzdem sind weiterhin Schwankungen zu erwarten.

Die Aktienmärkte haben sich nach dem Einbruch im März zum Erstaunen vieler Experten schnell wieder erholt. Mit Blick auf die hohen Bewertungen wird die Luft gegen oben aber langsam dünn. Dafür dürften den Anlegern die starken Schwankungen an den Börsen auch im zweiten Halbjahr 2020 erhalten bleiben.

Mitte März waren die Aktienmärkte mit der Eskalation der Corona-Pandemie regelrecht eingebrochen. Im Februar hatte der SMI mit 11'270 Punkten noch auf einem Rekordhoch notiert. Innert kurzer Zeit stürzte er im Einklang mit den globalen Märkten auf unter 8'000 Zähler ab. Mittlerweile notiert der SMI in der Region von 10'050 Punkten, womit der Crash zu einem grossen Teil wieder ausgebügelt ist.

Schweizer Börse erholte sich «extrem schnell»

Sharon Bell, Strategin bei Goldman Sachs für europäische Aktien, spricht in der Rückschau von einer «extrem schnellen» Erholung. Es sei beeindruckend, wie rasch Investoren die ökonomischen Schäden durch die Lockdowns und Beschränkungen in den verschiedenen Ländern ausgeblendet hätten.

Für Thomas Steinemann, CIO der Privatbank Bellerive, war vor allem der frühe Zeitpunkt überraschend, zu dem die Erholung eingesetzt hatte. «Die Märkte hatten den Tiefpunkt bereits überschritten, als Amerika noch gar nicht stark von der Pandemie betroffen war.» Auch die umfassenden Massnahmen der Regierungen seien zum Zeitpunkt des Umschwungs an den Finanzmärkten noch nicht bekannt gewesen.

Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen - dpa

«Die Märkte haben diese Massnahmen wohl richtig antizipiert», sagte Steinemann zu AWP. Und im Vergleich zu früheren Krisen sei auch ungewöhnlich, dass eine zweite Korrektur in der Folge seither weitgehend ausgeblieben sei.

Experten erwarten weiterhin Schwankungen

Eine ungebrochene Fortsetzung des seit Mitte März anhaltenden Aufwärtstrends halten die meisten Experten für unwahrscheinlich. Die Bewertung der US-Aktien etwa, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, habe mittlerweile das Rekordniveau der Tech-Bubble in den späten 90er-Jahren erreicht. Dies sagte Bell von Goldman Sachs. In Europa sehe das Bild ähnlich aus.

Aufwärtspotenzial sieht die Expertin nur dann, wenn sich die Gewinne der Unternehmen nach dem jüngsten Einbruch wieder erholen. Das werde aber noch einige Jahre dauern. Bell stellt sich daher auf eine längere Durststrecke an den Aktienmärkten ein. Sie rechnet «bis auf Weiteres» mit einer insgesamt flachen Entwicklung.

Das Logo der Schweizer Börse Six Swiss Exchange. - Keystone

Steinemann sieht dies ähnlich und fügt an: «Je nach Neuigkeiten gehe ich an den Aktienmärkten von einer ‹Bumpy Road› aus». Eine scharfe Korrektur sei aber selbst beim Auftauchen einer zweiten Coronavirus-Welle unwahrscheinlich. Zumal aus konjunktureller Sicht der Tiefpunkt im zweiten Quartal wohl bereits überschritten wurde.

Die in Expertenkreisen dominierende Einschätzung von seitwärts tendierenden Aktienmärkten ist nicht nur auf die Schweiz bezogen: Sie gilt für die Börsenplätze rund um den Globus. In einer solchen Ausgangslage wird daher einer guten und sorgfältigen Selektion der richtigen Branche ein umso grösserer Stellenwert zugeschrieben.