Darum haben die USA eine höhere Arbeitslosigkeit als Europa
In den USA ist die Arbeitslosigkeit viel höher als in Europa. Entscheidend ist hier primär das System.
Das Wichtigste in Kürze
- In den USA gibt es nur in einigen Staaten Kurzarbeit.
- In Europa hat sich das Instrument längst durchgesetzt.
Die Corona-Krise trifft die Weltwirtschaft hart. Global werden Wachstumsprognosen nach unten angepasst. Und die Arbeitslosigkeit schnellt die in Höhe.
Allerdings gibt es hier je nach Land deutliche Unterschiede. Schockzahlen mussten letzte Woche die USA präsentieren. Im April haben über 20 Millionen Menschen ihren Job verloren.
Die offizielle Arbeitslosenquote schnellte innert Monatsfrist von 4,4 auf 14,7 Prozent hoch. Ein so hoher Wert wurde seit der Grossen Depression nicht gemessen.
Zum Vergleich: Auch die Schweiz verbucht eine massive Zunahme an Arbeitslosen. Allerdings liegt die Arbeitslosigkeit mit 3,3 Prozent auf vergleichsweise tiefem Niveau.
Europa mit tieferer Arbeitslosigkeit
Schlechter als bei uns, doch besser als in den USA, sieht es in der Eurozone aus. Dort liegt die Arbeitslosigkeit aktuell bei 7,4 Prozent (Stand Ende April).
Zwei Länder scheren aus: Mit 14,5 Prozent liegt Spanien auf dem Niveau der USA, Griechenland mit 16,4 Prozent sogar deutlich darüber.
In der Mehrheit der EU-Länder liegt die Arbeitslosenquote im einstelligen Prozentbereich. Allerdings wäre es falsch zu glauben, dass der US-Arbeitsmarkt von der Krise massiv stärker betroffen wäre.
Einerseits sind die Erhebungsmethoden der Länder unterschiedlich, was sich auch auf die Zahlen auswirkt. Andererseits ist es eine Systemfrage.
Kurzarbeit stammt aus Deutschland
Die meisten europäischen Länder setzten zu Beginn der Krise auf Kurzarbeit. Neben Deutschland, wo das System 1910 erfunden worden ist, auch etwa Frankreich, Österreich, Dänemark und die Schweiz. Hierzulande wurde für rekordhohe 1,9 Millionen Arbeitnehmende Kurzarbeit beantragt. Bei unseren Nachbarn im Norden sind es gar über 10 Millionen Angestellte.
Ziel der Kurzarbeit ist, dass ins Schleudern geratene Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht entlassen müssen. Das Prinzip ist überall gleich: Statt vom Arbeitgeber kriegen Angestellte ihren Lohn aus einem anderen Topf bezahlt. In der Schweiz ist dies die Arbeitslosenversicherung.
In den USA existieren auch Kurzarbeitsprogramme, aber nicht in allen Staaten. Und selbst dort sind die kaum bekannt. Allerdings gibt es dafür neuerdings Finanzhilfe aus Washington, was die Bekanntheit steigern dürfte.
Trotzdem gilt in den meisten US-Firmen das sogenannte «Hire and Fire»-Prinzip. Heisst: Es kommt schnell zu Entlassungen, aber auch Neuanstellungen.
Kommt der Job wieder zurück?
Viele US-Amerikaner, welche nun ihren Job verloren haben, geben sich optimistisch. Denn ihnen wurde vom Arbeitgeber eine Wiederanstellung versprochen, wenn die Krise vorüber ist.
Ob das wirklich so zutrifft, bleibt abzuwarten. Es wird erwartet, dass längst nicht jedes Unternehmen, welches jetzt Personal entlässt, die Krise überstehen wird.
Und selbst wenn: Da die Konsumentenstimmung auf einem Tiefpunkt ist, besteht die Gefahr, dass sich die Nachfrage lange nicht erholen wird. Betroffene Firmen brauchen dann auch weniger Angestellte.
Dieses Problem betrifft auch Länder mit Kurzarbeit. Erfahrungen aus früheren Krisen zeigen: Die Entlassungswelle dürfte sich hier einfach verzögern.