Deliveroo stellt seinen Dienst in Deutschland ein
Der Essenslieferdienst Deliveroo stellt überraschend noch in dieser Woche seinen Dienst in Deutschland ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Britischer Essenslieferdienst will auf anderen Märkten weltweit expandieren.
Seinen Kunden schrieb das britische Unternehmen am Montag, geliefert werde noch bis Freitag, dann sei Schluss. Restguthaben auf den Kundenkonten würden zurückerstattet. Deliveroo wolle sich auf Wachstumsmärkte anderswo in Europa und Asien konzentrieren, begründete ein Sprecher den Schritt. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) übte scharfe Kritik an der Kurzfristigkeit der Ankündigung.
Die Entscheidung, den Dienst in Deutschland einzustellen, sei «nicht einfach» gewesen und «nicht leicht gefallen», erklärte das Unternehmen. Dennoch wolle sich Deliveroo nun darauf konzentrieren, «seine Aktivitäten in anderen Märkten auf der ganzen Welt auszubauen». Der Sprecher sagte, Deliveroo könne dort sein Wachstum teils verdoppeln.
Deliveroo habe sich zum Ziel gesetzt, «Kunden, Fahrern und Restaurants einen herausragenden Service zu bieten», erklärte das Unternehmen. Dort, wo das nicht auf dem gewünschten Niveau realisierbar sei, «sind wir nicht tätig», hiess es mit Bezug auf Deutschland. Allerdings schloss Deliveroo nicht aus, irgendwann auf den deutschen Markt zurückzukehren.
Deliveroo konkurrierte mit seinem Geschäftsmodell mit mehreren weiteren Anbietern in Deutschland, darunter mit dem Marktführer Lieferando. Die Fahrer der Anbieter fahren auf Bestellung zu Partnerrestaurants, holen dort fertige Gerichte ab und bringen sie den Kunden nach Hause.
In Deutschland hatte Deliveroo im April 2015 seinen Dienst gestartet. Zuletzt beschäftigte es nach eigenen Angaben 1100 freiberuflich tätige Fahrer sowie rund 100 Angestellte und Mitarbeiter mit Zeitverträgen. Ihnen will das Unternehmen nach eigenen Angaben Abfindungen zahlen.
Die Gewerkschaft NGG warf dem Unternehmen eine «fehlende soziale Verantwortung» vor. Zwar weine die Gewerkschaft dem Unternehmen und seinen Geschäftspraktiken «keine Träne nach». Jedoch sei die kurze Frist zwischen Bekanntmachung und Ende des Geschäfts «ein Schock für die Beschäftigten». Auch Abfindungen schafften dabei keine Abhilfe. NGG kritisierte vor allem die «Scheinselbständigkeit» der Fahrer und forderte die Politik auf, derartigen Geschäftspraktiken einen Riegel vorzuschieben.
In Frankreich machte das Unternehmen kürzlich mit Protesten seiner Fahrer auf sich aufmerksam. Sie riefen die Kunden vergangene Woche zu einem eintägigen Boykott auf und organisierten Veranstaltungen, um gegen ihre Bezahlung zu protestieren.