So viel Geld kann Brian mit Boxen wirklich verdienen
Brian Keller gewinnt seinen ersten Boxkampf nach 38 Sekunden – Experten zweifeln dennoch an seinen sportlichen Qualitäten.

Das Wichtigste in Kürze
- Brian Keller siegt in 38 Sekunden durch technischen K.o. gegen Claude Wilfried.
- Ein Experte kritisiert: Brians Kampf hatte wenig mit echtem Boxsport zu tun.
- Das Vermarktungspotenzial sei zwar da, ein sportlicher Aufstieg bleibt aber fraglich.
Der erste Boxkampf von Brian Keller am Samstag hat für viel Aufsehen gesorgt. Der ehemalige «berühmteste Häftling der Schweiz» bezwang seinen Widersacher Claude Wilfried nach nur 38 Sekunden durch technischen K.o.
00:00 / 00:00
In der Boxszene stiess der Event in Winterthur auf keine grosse Begeisterung.
«Hat wenig mit Boxen zu tun»
Der Berner Leander Strupler ist Box-Promoter und persönlicher Manager von Schweizer Profis wie Angelo Peña oder Félix Meier.
Strupler sagt: «Brian nutzt den Boxring für seine Inszenierung. Wenn die Leute das sehen wollen, ist das unabwendbar – aber es hat wenig mit der Sportart Boxen zu tun.»
Insbesondere das sportliche Niveau von Brians Kampf ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Denn auch der Franzose Wilfried, der aus dem Judo stammt, hat noch nie auf höherem Level geboxt. «Wer gewinnen wird, war von vorneherein klar», sagt Strupler.

Entsprechend vernichtend fällt Struplers Fazit zu Brians wahrem Können aus: «Brian hat keine boxerische Qualität, was mit Kraft und Wille kaum wegzumachen ist.»
Boxen sei ein koordinativ extrem anspruchsvoller Sport. «Wer nicht im Kindesalter beginnt, wird nicht die Weltspitze erreichen.»
Trotzdem bietet Brians Geschichte grosses Vermarktungspotenzial.
Die Bilderbuchgeschichte eines Bad-Boy-Boxers
«Die Story des Bad Boys aus schwierigen sozialen Verhältnissen, der sich durch sportliche Leistungen einen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg erkämpft: Das entspricht der Box-Bilderbuchgeschichte à la Mike Tyson», sagt Strupler.
Es habe grosses Potenzial, aufzuzeigen, wie Brian durch den Sport eine Zukunftsperspektive gewänne und Disziplin und Respekt lerne. Dazu sei Brians grosse Medienpräsenz optimal. «Das Ganze müsste aber langfristig und glaubwürdig aufgebaut werden.»
Das grosse Geld wird Brian mit dem Boxen eher nicht verdienen. «Sponsoren sind für ihn aus Imagegründen schwer zu gewinnen», analysiert Strupler. «Seine Gage hängt daher direkt von der Anzahl zahlender Zuschauer ab.»
Beim Event in Winterthur seien maximal 500 Zuschauer vor Ort gewesen. «Durch die enttäuschende Performance wird die Zuschauerzahl kaum wachsen.»
Gagen bis zu 1000 Franken
Konkret glaubt Strupler, dass Brian in seinen nächsten Kämpfen Gagen von «ein paar Hundert, vielleicht 1000 Franken» winken.
Der nächste Showkampf steht für Brian bereits in drei Wochen auf dem Programm. In Bielefeld wird Keller auf den ehemaligen Rapper Sinan G treffen.
Der hat bereits mehrere Kämpfe absolviert und Siege eingefahren. Strupler: «Aktiv zu bleiben und gegen andere Influencer anzutreten, ist clever von Brian. Sinan G hat immerhin Kampferfahrung, es kann also nur besser werden.»
Wieder eher Show denn Kampf
Auch in Bielefeld wird es primär um die Show und weniger um den Sport gehen. Um Brians boxerische Qualitäten wirklich einzuordnen, empfiehlt Strupler einen Kampf gegen einen Schweizer Amateurboxer.
«Ein Fight gegen Dzan Malkoc oder Janick Moluh, das wäre eine echte sportliche Challenge.» Und würde Brians Standing in der Schweizer Boxszene womöglich auf ein anderes Level bringen.