Finanzaffäre um Carlos Ghosn belastet Nissan und Mitsubishi an Börse
Der Renault-Chef und Nissan-Verwaltungsratschef Carlos Ghosn wurde am Montag in Tokio festgenommen. Dies macht sich an der Börse bemerkbar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Aktien von Nissan und Mitsubishi verlieren heute Dienstag an der Börse.
- Gegen den Chef Carlos Ghosn wird wegen Veruntreuung ermittelt.
Die Verhaftung von Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn wegen mutmasslicher Verstösse gegen Börsenauflagen hat auch an Japans Börse die beteiligten Aktien unter Druck gesetzt. Der Nissan-Titel verlor heute Dienstag zeitweise gut 6 Prozent und notierte um 11.30 Uhr mit einem Minus von 4 Prozent bei 962 Yen. Der Autobauer Mitsubishi Motors, dessen Präsident der Spitzenmanager ist, verlor 7 Prozent auf 678 Yen. Die Renault-Aktie war wegen der Zeitdifferenz bereits am Montag nach Bekanntwerden von Ghosns Festnahme an der Pariser Börse zeitweise um 15 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren abgestürzt.
Japanische Behörden hatten den 64-jährigen Ghosn am Montag verhaftet, nachdem ein Whistleblower Nissan auf dessen mutmassliche Verstösse aufmerksam gemacht hatte. Internen Ermittlungen zufolge sollen Ghosn und ein weiterer Manager ihre Geldbezüge in offiziellen Berichten an die japanische Börse falsch dargestellt und in Ghosns Fall zu niedrig beziffert haben, wie Nissan am Montag mitteilte. Medien berichteten, Ghosn habe seit 2011 über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 5 Milliarden Yen (rund 44 Millionen Franken) Einkommen zu wenig angegeben.
Der Verwaltungsrat von Japans zweitgrösstem Autobauer will den schillernden Automanager am Donnerstag feuern. In Frankreich soll Berichten zufolge heute Dienstag der Renault-Aufsichtsrat zusammenkommen. Der gebürtige Brasilianer Ghosn ist bei den Japanern derzeit Verwaltungsratschef und bei Renault in Frankreich Vorstandschef. Ausserdem führt er die gemeinsame weitreichende Allianz der beiden Autobauer, die überkreuz aneinander beteiligt sind. 2017 verkaufte sie 10,6 Millionen Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge. Der weltgrösste Automobilbauer Volkswagen hat nur dank seiner schweren Lkw und Busse noch mehr Fahrzeuge abgesetzt.
Nissan zufolge soll Ghosn ferner Firmeneigentum privat genutzt haben. Zu viel Machtkonzentration habe zu dem Fehlverhalten beigetragen, sagte Vorstandschef Hiroto Saikawa am Montag auf einer Pressekonferenz in Tokio.