Marktkampf führt zu langweiligen Einheitsautos
Fiat Chrysler und PSA fusionieren. Es entsteht der viertgrösste Autobauer. Und noch mehr Einheitsbrei. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Mittwoch haben Fiat Chrysler und PSA angekündigt, fusionieren zu wollen.
- Immer mehr Autobauer spannen zusammen, verlieren so aber auch ihre Identität.
Bald gibt es einen neuen Giganten am Auto-Himmel. Fiat Chrysler und der PSA-Konzern wollen sich zusammenschliessen. Es entsteht der viertgrösste Autobauer der Welt.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist der Entschluss vernünftig. Die Branche ist im Umbruch, E-Mobilität und autonomes Fahren verbrennen Milliarden an Entwicklungskosten. Die Konzerne können sich die Kosten durch die Fusion teilen.
Es werden Jobs wegfallen, ja gar ganze Marken. Lancia – seit Jahren auf dem Totenbett – dürfte ganz verschwinden. Gemunkelt wird auch, dass PSA die Premiummarke DS aufgeben wird.
Die Konzentration der Autobranche nimmt seit Jahren zu. PSA hat erst kürzlich den Rivalen Opel geschluckt. Auch Fiat Chrysler ist – der Name deutet es an – das Resultat einer Fusion. Fiat brachte die Töchter Alfa Romeo, Lancia, Maserati in die Ehe, Chrysler Dodge, Jeep und Ram Trucks.
Chrysler als Lancia verkauft
Gerade Fiat Chrysler zeigte schnell, in welche Richtung die Entwicklung geht. Der Konzern verkaufte in Europa Chrysler-Modelle mit einem Lancia-Badge, in den USA Lancia-Modelle mit einem Chrysler-Logo.
Spargenie Sergio Marchionne (✝66) machte Lancia in Europa auf einen Schlag zum Volumenhersteller. Geklappt hat es nicht, die Europäer wollten keine Ami-Kisten kaufen, selbst wenn sie italienisches Leder verbaut hatten. Und in den USA kam der Italo-Amerikaner ebenso wenig an.
Weil die Autobauer sparen, verschwindet die Vielfalt. Motoren werden – anders als in den 90er-Jahren – kaum noch für einzelne Fahrzeuge oder Marken entwickelt, sondern für den ganzen Konzern. Mit der Elektromobilität wird sich dies nicht verbessern.
Volkswagen hat vorgelegt
Vorreiter war Volkswagen. Deren Aggregate werden in Autos von Audi, Skoda, Seat und Volkswagen verbaut – oft mit der gleichen Leistung. Gleiches gilt für die Plattformen.
Unbestritten ist dies ökonomisch sinnvoll. Als Konsequenz besteht die Identität des Fahrzeuges nur noch aus dem Design. Das mag den durchschnittlichen Käufer nicht stören, den Autoliebhaber aber schon.
Je stärker sich die Branche konsolidiert, desto mehr Autobauer sind gezwungen, sich mit einem Konkurrenten zusammenzuschliessen. Die nächste Fusion kommt bestimmt. Marken, die anders als der Mainstream sind, haben keine Überlebenschance. Erinnern Sie sich noch an Rover oder Saab?
Schlussendlich hat der Käufer nur noch die Wahl zwischen einer Handvoll Konzerne und deren Marken. Unter dem Blech ist alles gleich. Ironischerweise sorgt gerade der freie Markt dafür, dass Kunden nur noch Einheitsbrei kriegen. Eine Schande für eine Branche, die einst so vielseitig war.