Mütter schicken Kinder auf Diebestour
Das Gedränge an Zibelemärit und Weihnachtsmärkten bietet für Taschendiebe vortreffliche Jagdgründe. Und die Langfinger sind selten, was man erwartet: Meist handelt es sich um Kinder, manchmal auch um Senioren.
Das Wichtigste in Kürze
- Weihnachtszeit ist Diebstahlzeit, darum wird in Städten wie Bern oder Basel auf die Gefahr von Taschendieben hingewiesen.
- Bei den Dieben handelt es sich grösstenteils um organisierte Gruppen aus Rumänien oder Bulgarien.
- Mütter instrumentalisieren ihre Kinder, weil sie flinker sind und weniger auffallen. Auch ältere Leute werden eingesetzt.
Objekte der Begierde
«Taschendiebe haben es in erster Linie auf Portemonnaies abgesehen,
aber auch Smartphones sind sehr begehrt», sagt Gill. «Einer spioniert den Kreditkartencode aus, der andere stielt das
Portemonnaie», fügt Gnägi an.
Die Berner Polizei hat einen Guide zum Schutz vor Taschendiebstählen zusammengestellt.
«Zibelemärit, Weihnachtsmarkt
– wo es viele Menschen hat und ein Gedränge gibt, häufen sich die
Taschendiebstähle», sagt Christoph Gnägi, Mediensprecher
der Berner Polizei. Denn
Weihnachtszeit ist Diebstahlzeit. Auch in Basel wird gewarnt: «Tasche zu und Augen auf!», steht auf
diversen Plakaten.
Mütter setzen ihre Kinder
zum Stehlen ein
Doch auf wen soll man Acht
geben? «Besonders organisierte Gruppierungen aus Osteuropa sind
aktiv», sagt Peter Gill von der Basler Staatsanwaltschaft. Diese Erfahrung
macht auch Simon Kopp von der Luzerner Staatsanwaltschaft: «Oft sind es Familien aus
Rumänien oder Bulgarien. Die Mütter beziehen Position und machen die Opfer
ausfindig, dann geben sie mit einer Handbewegung den Kindern ein Zeichen und diese
schreiten zur Tat.» Denn Kinder sind flinker, weniger verdächtig und haben mit geringeren Strafen zu rechnen. Werden ältere Diebe erwischt,
versuchen sie denn auch, sich als minderjährig auszugeben, «weil sie dann geringere oder
keine Strafen bekommen», erklärt Kopp.
Senioren auf Diebeszug
Den typischen Taschendieb, wie er im Klischeebüchlein steht, männlich, mittel-alt und leicht verschlagen, gebe es so oder so nicht, sagt Gnägi. Neben den Kindern, gibt es eine weitere Langfinger-Gruppe, mit der der Otto Normalverbraucher nicht rechnen würde: «Ältere Leute fallen dem Opfer nicht sofort auf und sind darum sehr
erfolgreich.»
Obwohl die Polizei an heiklen Orten
wie dem Weihnachtsmarkt Patrouillen und Spezialteams in Zivil einsetzt, werden
Taschendiebe nur selten zur Rechenschaft gezogen. «2016 lag die Aufklärungsrate
von Taschendiebstählen in Luzern bei 5.5 Prozent», sagt Kopp. Selbst wenn der
Täter gefasst wird, das Diebesgut sei meist verschwunden.