Neue CO2-Ziele für Autobranche kaum erreichbar

Schweizer Importeure kämpfen seit Jahren damit, die CO2-Ziele zu erreichen. Ab nächstem Jahr gelten noch strengere Regeln, welche kaum erreichbar scheinen.

Die Nachfrage nach Elektroautos steigt kontinuierlich an. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 2017 und 2018 ist der CO2-Ausstoss der Neuwagenflotte gestiegen.
  • Nächstes Jahr werden die CO2-Ziele massiv verschärft.

Das Ziel ist klar: Seit 2015 sollten in der Schweiz zugelassene Neuwagen pro Kilometer im Schnitt 130 Gramm CO2 ausstossen. Dieses Ziel hat die Branche bisher verfehlt.

Laut dem Bundesamt für Statistik, das die Zahlen erhebt, gibt es zwei Gründe dafür: Einerseits kaufen Schweizer immer öfters Fahrzeuge mit Allradantrieb. Die sind schwerer als Autos, wo nur die Vorder- oder Hinterräder angetrieben werden. Entsprechend ist der Verbrauch höher.

Weniger Diesel, mehr Verbrauch

Zudem ist der Anteil an Diesel-Autos an der Neuwagenflotte gesunken. Schuld ist der von Volkswagen ausgelöste Abgas-Skandal, welcher das Image der Selbstzünder nachhaltig beschädigt hat.

Der Diesel-Skandal hat das Image des Dieselmotors nachhaltig verschlechtert. - dpa/dpa/picture-alliance

Und wie sieht es dieses Jahr aus? Grundlegende Trendwechsel gibt es nicht. Allerdings zieht der Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben stark an.

Dieser lag im September bei über 16 Prozent, in den ersten neun Monaten bei fast 12 Prozent. Das ist fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Als alternative Antriebe gelten Elektro-, Brennstoffzellen- oder Gas-Autos. Auch Hybride (Autos mit E- und Verbrennungsmotor) und Plug-in-Hybride (aufladbare Hybride) werden hier dazugezählt.

130-Gramm-Ziel erreichbar

Auf Anfrage von Nau heisst es beim Importeuren-Verband Auto-Schweiz, dass man zuversichtlich sei, das 130-Gramm-Ziel dieses Jahr zu erreichen. «Aber es dürfte trotzdem schwierig werden», ergänzt Sprecher Christoph Wolnik.

Während die Importeure bereits mit den bestehenden Zielen kämpfen, dürften künftige kaum erreichbar sein. Nächstes Jahr gilt die Grenze von 95 Gramm pro Kilometer. «Es erscheint unrealistisch, dass das Ziel bereits im nächsten Jahr erreicht wird», sagt Oliver Kempa, Sprecher vom VCS.

«Alternative Antriebe können einen grossen Teil zur Reduktion des CO2-Ausstosses beitragen», glaubt Kempa. Auch Dieselfahrzeuge mit der neuen Abgasnorm könnten einen Teil leisten.

Kleinwagen verbessern die CO2-Bilanz der Autoimporteure. - zvg

«Damit die Ziele erreicht werden können, braucht es vor allem ein Umdenken in der Autobranche und bei den Konsumenten.» Denn gerade grosse und sportlicher Fahrzeuge würden die Bilanz der Importeure vermiesen. Ökologischere Alternativen gibt es genug, wie die Auto-Umweltliste des Verkehrsclubs zeigt.

Importeure wollen Stromer fördern

Nächstes Jahr gilt die neue Grenze nur für 85 Prozent aller Neuwagen. Dass die Importeure das Ziel von 95 Gramm nicht erreichen werden, erwartet also auch der Gesetzgeber nicht. Unklar ist hingegen, wie hoch die Zahl effektiv drüber liegen wird.

Die Autobranche hat sich zum Ziel gesetzt, dass 2020 jedes zehnte Fahrzeug eine Plug-in-Hybrid oder ein E-Auto sein wird. Ein ambitioniertes Vorhaben. Stand heute liegt der Anteil bei knapp fünf Prozent.