Stephan Rietiker von GC kennt sich mit harten Fällen aus
Stephan Rietiker (62) ist neuer Präsident von GC. Karriere gemacht hat er in der Medtech-Branche. Sulzer Medica hat Rietiker gar vor dem Konkurs bewahrt.
Das Wichtigste in Kürze
- Stephan Rietiker hatte mehrere Führungspositionen in der Medizinaltechnik-Branche.
- Während der grössten Krise übernahm er den Chefposten bei Sulzer Medica.
- Der Zürcher Oberländer will GC wie «ein Unternehmen» führen.
Bis gestern war Stephan Rietiker in der Sportwelt ein Unbekannter. Das hat sich heute schlagartig geändert. GC hat den Zürcher Oberländer zum Präsidenten gekürt. Er soll den angeschlagenen Fussballclub wieder auf Vordermann bringen.
In der Schweizer Wirtschaft ist der 62-Jährige kein unbeschriebenes Blatt. Bis Ende 2018 war er Chef des Zuger Medizinaltechnik-Unternehmens Lifewatch. Dieses wurde mittlerweile an den US-Konzern BioTelemetry verkauft. Stephan Rietiker sitzt dort jetzt im Verwaltungsrat.
Bevor der amerikanisch-schweizerische Doppelbürger bei Lifewatch das Zepter übernahm, kämpfte das Unternehmen mit einem teuren Rechtsverfahren in den USA. Statt Gewinn verbuchte das Medtech-Unternehmen rote Zahlen.
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Nau - Stephan Rietiker, neuer GC-Präsident, im Interview.
Stephan Rietiker baute um, Umsatz stieg
Rietiker baute um, mit Erfolg. Zwei Jahre nach dem Amtsantritt kletterte der Umsatz wieder nach oben, der Bruttogewinn ebenso.
Sein – selbsternanntes – «Gesellenstück» war aber die frühere Sulzer Medica. Um die Jahrtausendwende drohte dem Konzern der Konkurs. Grund: Das Unternehmen verkaufte künstliche Knie- und Hüftgelenke, in denen Ölspuren entdeckt worden sind.
Der Konzern war nicht fähig, die Schadensersatzforderungen zu zahlen. Rietiker übernahm in dieser Situation 2001 den Chefposten, handelte mit den Anwälten einen Deal aus. Sulzer Medica zahlte 750 Millionen Dollar Entschädigung – aber war gerettet.
«Bei meinem Amtsantritt war nicht klar, wie viele Klagen auf uns einprasseln werden», sagte Rietiker später in einem Interview. Geholfen habe ihm eine emotionslose, strukturierte Herangehensweise.
Genützt hat ihm hier auch das Militär, wo er Oberst im Generalstab war. Er sagt: «Dank meiner Ausbildung im grünen Gewand habe ich gelernt, in hektischen Situationen ruhig zu bleiben.»
Mann für harte Fälle
Seine Karriere begann der Zürcher 1982 als praktizierender Arzt. Ende der 80er Jahre wechselte er in die Pharmabranche zu Roche. Später hatte er Führungspositionen bei Boehringer Mannheim und Schering-Plough. Der Manager hat in der Schweiz und in den USA eine Arzt-Zulassung.
Dass Fussball nicht sein Metier ist, verschweigt Rietiker nicht. «Ich möchte den Klub wie ein Unternehmen führen», sagte er heute vor den Medien. Dazu werde er die geeigneten Experten holen.
Als einst die «Finanz und Wirtschaft» den Manager porträtierte, titelte sie: Ein Mann für harte Fälle. Entsprechend optimistisch ist er auch im Fall der Grasshoppers. «GC liegt zurzeit vielleicht sportlich auf der Intensivstation, hat aber gute Chancen», so der studierte Mediziner. «Die meisten kranken Patienten werden wieder gesund.»