Studie der Unia: Lohnschere öffnet sich erneut, mehr Geld für Aktion
Die Lohnschere hat sich 2019 weiter geöffnet. Und trotz Coronakrise zahlen Schweizer Konzerne mehr Dividenden.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss einer Unia-Studie liegt die Lohnschere aktuell bei 1:142.
- Trotz Coronakrise zahlen Schweizer Grosskonzerne höhere Dividenden.
Die Gewerkschaft Unia hat Cheflöhne in der Schweiz unter die Lupe genommen. Das Resultat: Die Lohnschere geht weiter auf.
Sie liegt aktuell bei 1:148, im Vorjahr war es noch 1:142. Heisst: Der höchste Lohn im Unternehmen ist 148-mal höher als der tiefste.
Den grössten Lohnunterschied gibt es bei Roche (1:308). Mit einem Einkommen von 15,1 Millionen Franken ist Firmenchef Severin Schwan auch der bestbezahlte Manager der berücksichtigten Unternehmen.
UBS-Chef Sergio Ermotti ist auf dem zweiten Platz (12,5 Millionen Franken), Ex-CS-Chef Tidjane Thiam auf dem dritten (10,7 Millionen Franken). Die tiefsten Löhne bei den untersuchten Konzernen lagen im Schnitt bei 4000 Franken (bei 13 Monatslöhnen).
Mehr für Aktionäre, trotz Krise
Die berücksichtigten Unternehmen haben für das Jahr 2019 63 Milliarden Franken ihren Aktionären ausgezahlt. Das sind vier Milliarden mehr als im Vorjahr – trotz Coronakrise.
Brisant: Sieben der berücksichtigten Unternehmen haben Dividenden von fast vier Milliarden Franken ausbezahlt – obwohl das Personal auf Kurzarbeit war.
Zu den Firmen gehören etwa der Uhrenbauer Swatch und der Industriekonzern ABB, Schoggi-Hersteller Lindt&Sprüngli und Baukonzern LafargeHolcim. Bei den letzten beiden Konzernen wurde die Dividendenzahlung gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht.
Aktionäre kriegen mehr als Mitarbeiter
Neben der Lohnschere hat die Unia auch analysiert, wo die Verteilung zwischen Aktionären und Lohnempfängern am grössten ist. Spitzenplatz geht auch dieses Jahr an die EMS-Chemie.
Der Konzern hat 2019 seinen Aktionären 462 Millionen Franken ausbezahlt, das Personal verdiente mit 239 Franken rund halb so viel. Rund zwei Drittel des Geldes, welches an die Aktionäre ausgeschüttet wurde, ging an die Familie Blocher.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Versicherungskonzern Swiss Life. 1,4 Milliarden Franken flossen an die Aktionäre, 1,1 Milliarden ans Personal.
Die Unia publiziert seit 2005 jährlich eine Lohnschere-Studie. Berücksichtigt wurden dieses Jahr 37 Unternehmen, davon 33 börsenkotierte. Einbezogen wurden nur Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, über 11'000 Angestellten und einer Marktkapitalisierung von über 7 Milliarden Franken.