Türkische Firma dreht Libanon den Strom ab
Die türkische Firma Karpowership hat dem Libanon wegen ausstehender Rechnungen und einer drohenden Beschlagnahmung den Strom abgedreht.
Das Wichtigste in Kürze
- Staat hat soll mehr als 100 Millionen Dollar Schulden angehäuft haben.
Zwei Schiffe von Karpowership vor der Küste des Landes versorgen den Libanon bislang mit Elektrizität. Aus Unternehmenskreisen verlautete, der Staat schulde Karpowership mehr als 100 Millionen Dollar (82 Millionen Euro).
«Wir bedauern die Abschaltung», erklärte das Unternehmen am Freitag. Karpowership sei die vergangenen 18 Monate «extrem flexibel» gewesen und habe Strom ohne Bezahlung oder auch nur einen Zahlungsplan geliefert - «weil das Land schon schwere Zeiten durchmacht». Doch nun habe ein libanesischer Staatsanwalt gedroht, die Schiffe zu beschlagnahmen. Dieses Risiko könne kein Unternehmen eingehen.
Der Staatsanwalt hatte Anfang Mai erklärt, Karpowership habe illegale Provisionen gezahlt, und mit einer 25-Millionen-Dollar-Strafe gedroht. Das Unternehmen wies dies als «grundlos und unglaubwürdig» zurück.
Die beiden Schiffe liefern nach Unternehmensangaben mit Generatoren bis zu 25 Prozent des im Libanon verbrauchten Stroms. Sie liegen schon seit 2013 vor der Küste des Landes. Der staatliche libanesische Elektrizitätskonzern EDL bestätigte am Freitag den Stromabfall im Netz.
Die Stromversorgung im Libanon ist katastrophal, Stromausfälle sind an der Tagesordnung. Wer es sich leisten kann, nutzt einen eigenen Generator.
Marc Ayoub von der Amerikanischen Universität Beirut sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, der fehlende Strom von den beiden Schiffen bedeute «noch mehr Stunden Stromausfall». Karpowership habe EDL «drei bis vier Stunden täglich» geliefert. Ende des Monats sei aber wahrscheinlich sowieso Schluss gewesen, da der Libanon den Treibstoff für die Schiffsgeneratoren nicht mehr bezahlen könne.
Das Land steckt in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise. Die Regierungsbildung zieht sich seit neun Monaten hin. Die Düngemittel-Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 hatte rund die Hälfte der Hauptstadt zerstört.