Frische Ideen für die Aargauer Politik im Politlabor Baden
Pop-up Politik: Die glp Baden testet mit dem «glp Lab» neue Wege in der Aargauer Politik.
Schon Mani Matter besang das Problem. Sein «Nationalrat Hugo Sanders» verspricht, dass alles anders wird, sollte er erst Politiker sein. Doch dazu kommt es nie: Als er endlich Nationalrat ist, liegen seine Prioritäten ganz woanders.
Suche nach neuen Ideen
Die glp verfolgt einen anderen Ansatz. «Die Ochsentour der Politik schreckt viele Menschen ab», erklärt glp-Politikerin Fiona Hostettler am Montagabend im Amtshimmel in Baden. «Heutzutage möchten sich viele Menschen neben ihrem Alltag nur projektbezogen engagieren.»
Um die Politik trotzdem mit vielen, frischen Ideen versorgen zu können, hat die glp das «offene Politlabor» entwickelt. Inspirieren liess sie sich unter anderem von der Operation Libero.
Das Konzept des glp Labs: Jeder und jede kann seine Ideen in einer offenen Runde einbringen. Diese werden gesammelt, fokussiert und in einer zweiten Runde von Experten analysiert. Hat die Idee Potential, versuchen Politiker und Politikerinnen aus der glp, sie in ihre «Channels» einzubringen. Das heisst, sie versuchen, die entsprechenden Vorgänge in der Politik anzustossen.
Testballon im Aargau
Rund 20 Interessierte haben sich am 24. August im Amtshimmel in Baden für ein erstes Ideenfinden versammelt. Die meisten Anwesenden sind glp-Mitglieder.
Fiona Hostettler meint: «Aufgrund von Corona haben wir das Politlabor nicht übermässig beworben. Das Ziel wäre sicher, noch mehr Menschen ausserhalb der Politik zu aktivieren. Für heute bin ich aber zufrieden, es sind gute Bedingungen, das Politlabor im Aargau zu testen.»
Ideen pitchen zu aktuellen Themen
Aus einer Fülle Ideen zu Themen wie «Wirtschaft/Arbeitsmarkt» oder «Belebung Dörfer/Städte» kristallisieren sich im Laufe der Veranstaltung einige speziell heraus. Sie werden von den Teilnehmern in einer Minute «gepitcht», also vorgestellt, und dann von allen bewertet.
Mehr Vernetzung…
Ein Favorit aus der Sparte «Belebung Dörfer/Städte»: In den Gemeinden sollen nach Vorbild der Westschweiz fixe «Quartiertage» etabliert werden.
An diesen Tagen trifft man sich in der Nachbarschaft, lernt sich kennen und vernetzt sich untereinander. Das fördere die Verankerung und führe zu mehr Attraktivität in den Gemeinden, so die Fürsprecher der Idee.
… auch für Start-ups
Auf viel Anklang im Bereich «Wirtschaft/Arbeitsmarkt» stösst auch die Idee, Start-ups vermehrt zu fördern. Dies soll schon ganz früh passieren: Wenn sich Studentinnen und Studenten am Feierabend zum Bier treffen, entstünden mitunter die besten Ideen.
«In meinem Studiengang blieb jedoch niemand vor Ort. Alle pendelten nach Hause», erklärt ein Teilnehmer. «Wir müssen Bildungsstandorte wie etwa Brugg darum attraktiver machen!» Dafür sollen zum Beispiel mehr Studentenheime entstehen.
Auch ein Losverfahren zum Wählen von Politikern stiess auf Zustimmung. Die Idee würde wohl in einer Expertenrunde nicht weiterkommen. Aber die erste Runde des glp Labs soll ruhig kreativ und abgehoben sein, wie die Organisatoren bekräftigen.
Inputs für erfahrene Politiker
Die Fazite der Teilnehmenden sind unterschiedlich. «Simpel ist besser» hört man da, «ganzheitliche Ansätze sind gefragt» findet jemand anderes.
Sicher ist: Den Beteiligten hat das Brainstorming sichtlich Spass gemacht.
Auch der Badener glp-Politiker Gian von Planta ist positiv überrascht. «Nur schon die erste Diskussionsrunde hat mich inspiriert», meint er.
Das Lab hat bereits schweizweit weitere Anlässe geplant.
Die nächste Ideenküche findet am 2. September in Basel statt. Die Ideen aus dem Aargauer Labor werden nun einigen Politgottis und -göttis übergeben. Diese werden die spannendsten Ideen in der Politik weiterverfolgen.