Migrationshilfe Dübendorf: «Die Schweiz ist so Multikulti»

Sabrina Vock leitet einen Deutsch-Konversationskurs in Dübendorf. Durch ihre Arbeit kommt sie mit den unterschiedlichsten Nationalitäten in Berührung.

Sabrina Vock engagiert sich freiwillig in der Migrationshilfe in Dübendorf. - ZVG

Einige Jahre hat Sabrina Vock selbst im Ausland gelebt und weiss, wie es ist, wenn man sich an einem Ort anfangs fremd vorkommt. Aus diesem Grund geht sie seit rund zwei Jahren neben ihrer normalen Tätigkeit einer sozialen Aufgabe nach. Einmal pro Woche leitet sie einen Deutsch-Konversationskurs im reformierten Kirchgemeindehaus Dübendorf, der vom Hilfswerk der Evangelischen Kirche Schweiz (HEKS) organisiert wird.

Das reformierte Kirchgemeindezentrum in Dübendorf. - Nau.ch / Miriam Danielsson

Nau.ch: Wie kann man sich Ihre freiwillige Tätigkeit vorstellen?

Sabrina Vock: Das Hauptziel meiner Arbeit ist, den Kursbesuchern Deutsch als Fremdsprache näherzubringen. Wir treffen uns einmal wöchentlich im Kirchgemeindehaus Dübendorf. Dabei geht es eigentlich auch weniger um die Grammatik, sondern um die Alltagssprache. Sprache lässt sich besser festigen, wenn man sie auch gleich anwenden kann.

Zudem sind die Stunden ein guter Treffpunkt, um Menschen zusammenzubringen, die sonst vielleicht wenig miteinander zu tun gehabt hätten.

Nau.ch: Vermutlich werden Sie dadurch mit verschiedenen Nationalitäten in Kontakt kommen?

Genau. Die Teilnehmer kommen von überall auf der Welt: Polen, Tschechien, Indien, Sri Lanka, Dominikanische Republik, Russland, Brasilien, Türkei, Afghanistan oder Syrien. Auch die Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Einige sind hier, weil sie beispielsweise jemanden aus der Schweiz geheiratet haben, andere sind aus ihrem Heimatland geflohen.

Im Konversationskurs soll Deutsch alltagsnah vermittelt werden. - ZVG

Nau.ch: Was gibt Ihnen die Arbeit zurück?

Sie bereitet mir grosse Freude. Die Menschen bringen mir sehr viel Dankbarkeit entgegen und das ist eine wunderbare Vergütung. Das Zusammenkommen ist das Schönste am Ganzen, obwohl das zurzeit ja etwas schwierig ist.

Nau.ch: Bieten Sie den Kurs trotzdem noch an?

Er wird bis zum Schluss – das heisst bis im Juli – noch online durchgeführt. Das war am Anfang eine grosse Umstellung und bedeutete vor allem für mich mehr Vor- und Nachbearbeitungszeit. In unserer Klasse waren aber die meisten vertraut mit den entsprechenden PC-Programmen und es klappt ganz gut. Ein Vorteil ist sicherlich, dass man sich den Weg sparen kann.

Durch ihre Arbeit trifft Sabrina Vock Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. - ZVG

Nau.ch: Haben Sie durch Ihre Tätigkeit auch schon spannende Geschichten erfahren, die Sie besonders berührt haben?

In den einen oder anderen Gesprächen erfährt man doch schon sehr bewegende Lebensgeschichten. Vor allem Menschen, die als Flüchtlinge in die Schweiz gekommen sind, haben oft keine einfache Zeit hinter sich.

Nau.ch: Gehen Sie in Ihrem Alltag anders mit Menschen um, seit Sie dieser Freiwilligenarbeit nachgehen?

Ich denke schon. Allerdings habe ich mich schon immer sehr für andere Länder und Kulturen interessiert. Die Menschen erzählen gerne von ihrer Herkunft. Wir hatten daher auch schon mehrere Doppellektionen, in denen die Teilnehmer ihre Nationalküche vorgestellt oder gar etwas mitgebracht haben.

Aufgrund der aktuellen Lage wird der Kurs zurzeit online durchgeführt. - ZVG

Ich habe selbst für längere Zeit in Costa Rica gelebt und weiss, wie es sich anfühlt, wenn man mit dem System des jeweiligen Landes noch nicht vertraut ist. Ich war damals froh, hatte ich Menschen, die mich an die Hand genommen haben. Das kann ich auf diese Weise wieder zurückgeben.

Nau.ch: Was ist für Sie das Wichtigste in der Migrationshilfe?

Gegenseitiger Respekt und Offenheit finde ich sehr wichtig. Menschen, die noch nicht so lange hier sind, freuen sich meistens über einen kleinen Austausch – selbst wenn man sie einfach freundlich grüsst. Die Schweiz ist so Multikulti, da kann man gar nicht mehr von «Ausländern» sprechen. Wir sind in vielen Branchen auf Menschen aus dem Ausland angewiesen, ohne sie würde das System nicht funktionieren. Sie gehören zu unserem Land dazu.