Schockanruf: Falsche Polizistin drohte mit Knast für Tochter
Ein Thurgauer erhielt jetzt einen Anruf von einer falschen Polizistin – roch aber rechtzeitig Lunte.
Das Wichtigste in Kürze
- Anrufe von falschen Polizisten lösen mehr und mehr den Enkeltrick ab.
- Im Kanton Thurgau haben Täter 2022 so fast 500'000 Franken erbeutet.
- Ein 68-Jähriger sollte über einen falschen Unfall um 85'000 Franken erleichtert werden.
Der Enkeltrick wird mehr und mehr vom Falsche-Polizisten-Trick abgelöst. Das Vorgehen ist dasselbe: Ein Betrüger ruft vor allem ältere Menschen an und versucht, Geld von ihnen zu bekommen. Im Thurgau haben die Täter so in den vergangenen vier Jahren laut Polizei rund 1,25 Millionen Franken erbeutet.
Wie dreist die Betrüger dabei vorgehen, zeigte jüngst ein Fall, über den das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Ein 68-jähriger Thurgauer erfuhr am Telefon, dass seine Tochter eine Fussgängerin überfahren habe und nun ins Gefängnis müsse. Die Frau am anderen Ende der Leitung gab sich als Polizistin der Thurgauer Kantonspolizei aus. Gegen eine Kaution von 85'000 Franken könne der Mann verhindern, dass seine Tochter inhaftiert wird.
Falsche Polizisten erbeuteten 2022 fast 500'000 Franken
Dass der neue Trick Erfolg hat, zeigen die Zahlen. 490'000 Franken haben Betrüger im vergangenen Jahr im Kanton Thurgau erbeutet, indem sie sich als falsche Polizisten oder Staatsanwälte ausgaben. Das sei fast fünf Mal so viel wie die Beute aus dem klassischen Enkeltrick, sagte Polizeisprecher Daniel Meili dem «Tagblatt».
Das Vorgehen der Täter hat sich dabei nicht geändert. «Die Opfer werden unter grossem Druck mit schockierenden Nachrichten bombardiert», sagt Meili. Selbst Opfer, die vom Enkeltrick und ähnlichen Betrügereien wissen, würden so überrumpelt.
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Betrüger suchen gezielt nach älteren Vornamen
Auch dem 68-Jährigen, dessen Tochter eine Frau überfahren haben soll, erging das zunächst so. Zwar dachte er sofort an die Möglichkeit eines Betruges. Doch hätten die Täter auf jeden seiner Einwände die passende Antwort gehabt. «Wenn Sie nicht helfen wollen, beenden wir das Gespräch und Ihre Tochter kommt in Haft», machten sie ausserdem Druck.
Letztlich reagierte der Thurgauer aber dennoch besonnen. Als die Skepsis wuchs, begann er, das Gespräch aufzuzeichnen. Die Betrüger verfehlten ihr Ziel.
Laut Polizei gehen die Täter bei der Auswahl ihrer Opfer systematisch vor. Im Telefonbuch suchten sie gezielt nach älteren Vornamen. Denn die Zielgruppe beim Falsche-Polizisten-Trick ist die gleiche wie beim Enkeltrick.