Narrhalla Reichenburg: «Wir wollen Traditionen weitergeben»
Seit 100 Jahren setzt sich die Narrhalla Reichenburg für die Narrenfreiheit in der March ein. Dafür will Präsident Michael Gemperli auch in Zukunft sorgen.
Letztes Wochenende durfte die Narrhalla Reichenburg mit zwei grossen Umzügen und einem unvergesslichen Fest ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Ab schmutzigen Donnerstag startet für den Verein der normale Fasnachtsalltag mit Umzügen und Besuchen in Altersheimen und Schulen. Warum diese Anlässe wichtig sind und welchen Stellenwert Fasnacht in der March hat, erzählt Narrhalla-Präsident Michael Gemperli im Interview.
Nau.ch: Eine grundlegende Frage: Woher kommt der Name Narhalla?
Michael Gemperli: «Narrhalla ist eine ‹Neuschöpfung› aus ‹Narr› und ‹Walhalla›. Walhalla ist eine Gedenkstätte bedeutender Persönlichkeiten, erbaut im Jahre 1842 von König Ludwig I.. Benannt ist sie nach Walhall, der Halle der Gefallenen in der nordischen Mythologie.
Somit kann ich für mich schlussfolgernd sagen, ‹Narrhalla› soll eine Gemeinschaft von Narren und Fasnachtsbegeisterten Personen bedeuten. Dies trifft sehr gut auf uns zu, besteht unser Verein doch aus sieben verschiedenen Fasnachtsfiguren.»
Nau.ch: Warum bist du gerade in der Narrhalla tätig?
Michael Gemperli: «Dies ist eine einfache Geschichte. Ein Freund von mir nahm mich einst mit 15 Jahren mit an einen Umzug. Danach war es um mich geschehen. Es passte alles, so wie die Faust aufs Auge.»
Nau.ch: Was bedeutet Fasnacht für dich?
Michael Gemperli: «Alte Bräuche und Traditionen am Leben erhalten und diese weitergeben. Für mich persönlich ist Fasnacht ein fester Bestandteil in meinem Leben. Die Zeit, in der alles anders ist. Freude und Spass in einer Gemeinschaft, zusammen etwas erleben und weitergeben.»
Nau.ch: Was macht für dich die Fasnacht in Reichenburg oder in der March speziell?
Michael Gemperli: «Ich denke jede Fasnacht, egal in welcher Region, ist für sich die ‹Beste Fasnacht›. In der March hat es eine extrem hohe Dichte an diversen Maskengruppen. Verschiedene Larven, Sagen und Mythen, in denen diese Fasnachtsfiguren vorkommen und deren Grundstein sind. Ebenfalls wichtig ist die regionale Verbundenheit untereinander.
Mit dem Märchler Narrensymposium haben die Märchler Fasnachtsvereine einst eine sehr solide Plattform geschaffen. Mit dieser haben wir doch schon das ein oder andere Anliegen bei den Behörden durchgebracht, z. B. dass die Kinderfasnacht in der ganzen March am letzten Montag im Januar stattfindet und alle Primarschüler freihaben. Somit können wir auch dem Nachwuchs unsere Traditionen näher bringen.»
Nau.ch: Welcher Fasnachtsbrauch ist für dich der wichtigste/schönste und warum?
Michael Gemperli: «Eine schwierige Frage. Was mir jeweils sehr gefällt ist das Dreikönigseinschellen. Alle versammeln sich zum abgemachten Zeitpunkt. Jeder spürt es, bald wird es wieder beginnen. Das erste Mal während dieser neuen Fasnacht schultern die Einscheller ihre Joche, die Tüfel ihre Masken und die Röllis füllen ihre Beseli mit frischen Eierringli. Für mich ist dieser Moment immer der schönste.»
Nau.ch: Die Narrhalla hat mit dem Laui-Tüfel eine eigene Fasnachtsfigur. Was macht die Figur so speziell?
Michael Gemperli: «Der Laui-Tüfel gibt es nur in Reichenburg. Es ist unsere eigene Dorffigur mit eigener Saga. Am Umzug fallen unsere Tüfel auch immer durch ihre Lebendigkeit auf. Da sie keine echten Hörner, sondern Hörner aus Stoff besitzen, sind sie viel agiler und können sich dementsprechend flinker bewegen.»
Nau.ch: Ihr zählt aktuell 52 Mitglieder. Was braucht es, um bei euch aufgenommen zu werden?
Michael Gemperli: «Das steckt nichts Spezielles dahinter. Interessierte sind bei uns immer willkommen. Da wir eine junge und offene Truppe sind, ist es sehr einfach bei uns Anschluss zu finden.»
Nau.ch: Wie siehst du der Zukunft der Fasnachtsgruppe entgegen?
Michael Gemperli: «Ich sehe der Zukunft sehr positiv entgegen. Durch das die Narrhalla Reichenburg gleich sieben verschiedene Figuren unter einer Flagge vereint, haben wir eine bunte Mischung an verschiedenen Persönlichkeiten. Aus meiner Sicht ist es genau das, was es ausmacht. Ich persönlich sehe dies als unsere grösste Stärke, aber auch als unsere grösste Schwäche. Mit unserer jungen und dynamischen Truppe haben wir die Grundlage für weitere 100 erfolgreiche Jahre.»