Kunstmuseum St. Gallen feiert in Kirchhoferhaus Premiere

Das Kunstmuseum St. Gallen feiert eine Premiere: Erstmals wird in einer Wohnung im Kirchhoferhaus ausgestellt.

Die Skulptur «Grosser Tropfen» ist eines von acht Werken, welches das Kunstmuseum St. Gallen von der Kunstsammlerin Ursula Hauser erhalten hat. - sda - Kunstmuseum St. Gallen

Die Sammlerin Ursula Hauser schenkte dem Museum 2022 acht Skulpturen von Roman Signer. Die Arbeiten rund um das Thema Wasser gehören zu den Schlüsselwerken des 85-jährigen Künstlers.

Er sei im Appenzellerland in einem Haus an der Sitter aufgewachsen, sagte Signer am Freitag bei einem Ausstellungsrundgang. «Der Fluss war mein Spielplatz.» Die Kraft des Wassers sei allgegenwärtig gewesen. «Man hat es gerochen, wenn das Hochwasser kam. 20 Minuten später war es da.»

Die Skulptur «Grosser Tropfen»

Der heute in St. Gallen lebende Künstler beschäftigt sich seit langem mit den Kräften von Wasser, Wind und Schwerkraft. Fünf frühe Arbeiten (entstanden zwischen 1971 und 1977) widmen sich dem Element Wasser. Besonders eindrücklich ist die Skulptur «Grosser Tropfen» von 1973. In diesem Werk füllt Roman Signer eine Latexhaut in einem Stahlrahmen mit Gummi-Membran mit 25 Litern Wasser. Das Gewicht des Wassers dehnt die Hülle und formt einen Tropfen.

Drei Skulpturen aus den 1990er Jahren wurden dem Kunstmuseum St. Gallen ebenfalls von Ursula Hauser geschenkt und werden in der Ausstellung erstmals gezeigt: Sie heissen «Hauptstrasse und Nebenstrassen», «Bett» und «Aquarium».

«Wellenapparat» von 1976, eine zeitlich und thematisch verwandte Skulptur aus der Sammlung des Kunstmuseums St. Gallen, rundet die Ausstellung ab. Ein mit Wasser gefülltes Gummikissen, das mit kleinen Fühlern aus Schaumstoff bestückt ist, kann mit den Füssen in Bewegung versetzt werden. Dadurch wird eine Welle erzeugt.

Kirchhoferhaus im Zentrum der Ausstellung

Neben den Werken steht bei der Ausstellung das Kirchhoferhaus an der Museumsstrasse 27 im Zentrum. Im früheren Wohnhaus des Textilunternehmers Paul Kirchhofer (1825-1913) ist der Glanz früherer Zeiten noch spürbar: Schwere Vorhänge, prunkvolle Kristallleuchter und reich verzierte Decken und Wände bilden einen Kontrast zu den leichten Objekten Signers voller Humor und Skurrilität.

Im Erdgeschoss, wo die Familie Kirchhofer früher wohnte, können sich heute Kinder einmal im Monat künstlerisch austoben. Die Badewanne wurde zur Waschstation für die Pinsel umfunktioniert. Viele Ideen kommen Signer in der Badewanne in den Sinn. «In der Badewanne kannst du meditieren und hast Ideen», sagte er. Duschen sei für den eiligen Geschäftsmann.

Ursula Hauser ist eine frühe Förderin von Roman Signer. Seit seiner ersten Einzelausstellung vor 50 Jahren in der Galerie von Wilma Lock schuf sie eine ebenso umfassende wie prägende Sammlung seiner Werke.

Grossformatige Installation zum 80. Geburtstag

Anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers schenkte Ursula Hauser 2018 dem Kunstmuseum die grossformatige Installation «Blaues Fass: Schneise im Feld», die 1999 für die Biennale di Venezia für einen Raum im Schweizer Pavillon geschaffen worden war.

Zu diesem Anlass erhielt das Kunstmuseum St. Gallen auch eine Serie von 22 Zeichnungen und Projektentwürfen, die zwischen 1976 und 1986 entstanden sind.

Die Ausstellung «Roman Signer» im Kirchhoferhaus dauert bis zum 10. März 2024.